Startseite Empfänger

 

ColibriDDC-SDR

 

Die kleine russische Firma Expert Electronics, entwickelt und produziert seit 2009 digitale Amateurfunkgeräte. Die SunSDR- Geräte sind die Hauptprodukte der Firma. Insbesondere der SunSDR-MB1, ein Standalone-SDR, sorgte bereits für Aufsehen in der Amateurfunkszene. Seit kurzem bietet Expert Electronics nun auch einen reinen SDR- Empfänger an. Den ColibriDDC SDR.

Die wichtigsten Eckdaten der Hardware:
-- Frequenzbereich: 90khz – 55Mhz (mit externen Filtern bis 800Mhz)
-- Betriebsarten: AM, SAM, DSB, LSB, USB, CW, DIGL, DIGU, FM, WFM, DRM (Softwareabhängig)
-- Schaltbares Dämpfungsglied 0/20dB
-- Breitbandspektrum 62Mhz breit
-- 2 unabhängige Empfänger
-- TCXO, Temperaturkompensierter Oszillator
-- 14 bit A/D Wandler
-- Eingebaute 24bit DAC- Soundkarte für direkten Anschluss eines Kopfhörers oder Aktivlautsprechers
-- SMA Antennenanschluss
-- SMA Eingang für externes Referenzsignal
-- Anschlussmöglichkeit für Erweiterungen über eine DB15-Buchse für 7 frei belegbare Schaltsignale
-- LAN Verbindung zum PC
-- 5V Betriebsspannung
-- Ausmasse 64x24x112 (BxHxT)
-- Stabiles, Silber eloxiertes Aluminiumgehäuse
Lieferumfang:
-- Colibri SDR
-- Netzteil (Schaltnetzteil)
-- 2m LAN Kabel
-- Adapter SMA auf PL
.

Blockdiagramm

Der Colibri besitzt drei Eingänge. "REF" ist ein Eingang über eine SMA-Buchse, die den Empfänger mit einem hochstabilen Referenzsignal versorgen kann. Am "EXT CTRL" Anschluss können optionale, externe Geräte wie z.B ein Preselektor, Antennenschalter usw. angeschlossen werden.
Über den Antenneneingang passiert das Signal zuerst einen 55Mhz Tiefpassfilter, bevor es das 0/-20dB Dämpfungsglied durchläuft. Anschliessend wird das Signal im A/D Wandler digitalisiert und an den FPGA weitergeleitet. Hier werden die Frequenzen selektioniert und der Dynamikumfang verbessert. Dann gelangt das digitale Signal über LAN zum PC und kann mit der Software kontrolliert werden. Die Audio wird auch direkt an den eingebauten DAC weitergegeben und kann direkt am RX abgenommen werden.

Vasiliy Vasilev von Expert Electronics stellte mir den Colibri SDR für rund 3 Monate für Tests und Vergleiche zur Verfügung. Um dem Colibri eine breitgefächerte Antennenauswahl zu bieten, habe ich folgende Antennen benutzt:

-- Fenu-CrossLoop/RLA4B
-- Clifton Labs. Z1501F
-- NTi MegActiv 305
-- NTi ML 200
-- Dressler ARA500

Als Vergleichsempfänger ist der bewährte Perseus SDR zum Einsatz gekommen.

Ich habe nicht nur Zuhause, sondern auch draussen, in freier Natur, Empfangsvergleiche und Tests gemacht. Hierfür boten sich die NTi MegActiv und die NTi ML200 an, die für portablen, wie auch stationären Einsatz, sehr gut geeignet sind.

Der Colibri SDR kann entweder direkt an die RJ45- Buchse des PC, oder an einen Router angeschlossen werden. Im stationären Betrieb hing er an einem Netgear Router. Der Vorteil hiervon ist die schnellere Datenübertragung, sowie die Bedienbarkeit über das lokale PC- Netzwerk.

Die Software

Die Installation der ExpertSDR2 Software ging schnell und ohne Komplikationen von statten. Mit Doppelklick auf das entsprechende Icon startet die Software, nicht aber den Empfänger. Erst nach einem erwartungsvollen Klick auf den Ein/Aus Button oben links, schaltet der Colibri mit einem vernehmlichen Klicken ein.

Schön! Der Empfänger wurde von der Software erkannt, ohne komplizierte Netzwerkeinstellungen machen zu müssen.

Der erste Augenschein der ExpertSDR2- Software hinterlässt einen guten Eindruck! Sie ist sehr aufgeräumt und übersichtlich. Das Spektrum und der Wasserfall sind sehr schön gemacht. Man hat die Möglichkeit diese nach eigenem Geschmack farblich einzustellen. Es lässt sich sogar ein eigenes Bild als Spektrum-Hintergrund einfügen. Die seitliche „dBm“ Anzeige lässt sich mit der Maus, je nach Bandrauschen und Signalpegel, sehr schnell einstellen.  Die Geschwindigkeit des Spektrums und des Wasserfalles lassen sich im Menü regeln. Ein hilfreiches Feature ist die Skalierbarkeit des Spektrums. So kann bei Bedarf der ganze Bildschirm als Spektrum dienen. Praktisch sind die Bandvorwahltasten für die Amateurfunkbänder. Es wäre hier noch schöner gewesen, liessen sich die Vorwahltasten zu Rundfunkbandtasten umschalten. Jede Bandtaste behält die vorgewählten Einstellungen der Betriebsart, Bandbreite und Zoomfaktor.

Die Software verfügt über zwei hochwirksame Noiseblanker (NB), die sich nach belieben konfigurieren lassen. Auch an einen automatischen Notchfilter (ANF) wurde gedacht. Dieser ist auch in seiner Wirksamkeit einstellbar. Ein Rauschfilter (NR) ist ebenfalls vorhanden und in seinem Verhalten konfigurierbar. Nicht zuletzt die AGC! Ganze sechs Einstellmöglichkeiten sind möglich! Jede davon ist nach eigenem Geschmack einstellbar.

Wer mit externen Decodierprogrammen arbeiten möchte, kann VAC (Virtual Audio Cable) als Verbindung wählen. Die ExpertSDR2 Software bietet hierfür in den Menüeinstellungen einige Einstellmöglichkeiten. Für CW Freaks lässt sich CW-Skimmer-Server direkt ansprechen. Nebst Equalizer, Binaural-Audio, Audiomixer für die RX-Kanäle, 2 VFO’s, Eibi Liste, alphanumerische Speicherfunktion usw., gäbe es noch einige Sachen zum Aufzählen. Das würde aber den Rahmen sprengen.

Der Empfang

Nach etwas Eingewöhnungszeit ging es los auf 23.4Khz. Der deutsche Marinesender DH038 war an der MegActiv 305 sehr gut zuhören. Unterschiede in der Signalstärke waren im Vergleich mit dem Perseus keine festzustellen. Was aber auffiel war der ruhigere Klang. Die ExpertSDR2 Software rauschte etwas weniger als die Perseus Software. Auch mit der Clifton Labs. Z1501F, die im VLF-Bereich gewaltige Pegel bringt, gab es keine Probleme. Auf 147.3khz wo DWD sendet, brachten beide SDR's die selbe Empfangleistung.

Im Langwellenbereich war der Empfang ebenfalls sehr gut an allen Antennen. Hier konnte die CrossLoop mit ihrer Richtungsumschaltung trumpfen. Perfekter Empfang schwacher Stationen. Doch etwas machte sich im Betrieb mit der Clifton Labs. Z1501F bemerkbar! Das gesamte Spektrum zappelte ziemlich unruhig rauf und runter. Umgeschaltet auf den Perseus; ruhiges Spektrum! So wie es aussah, brachte die Z1501F zuviel Pegel für den Colibri. An den anderen Antennen war dieses Phänomen nicht festzustellen.

Auf der Mittelwelle wurden gehörmässig keine grossen Unterschiede zum Perseus festgestellt. Ausser die Übersteuerungserscheinungen an der Z1501F. Die zeichneten sich nun deutlicher ab. Das Spektrum wirkte deutlich unruhiger. Ein Zeichen für das Fehlen der Vorselektion (Preselektor). Aber an den anderen Antennen wurden hier keinerlei Übersteuerungen festgestellt.

Auf der Kurzwelle suchte ich, wie immer, die schwächsten Signale. Nur mit Signalen an der Grasnarbe, lassen sich die Empfangsleistungen eines Gerätes einschätzen. Es ist nicht nur die Empfindlichkeit, die eine Rolle spielt, sondern auch die Verständlichkeit des Signals. Hier unterscheiden sich beide Empfänger geringfügig. Die ExpertSDR2 Software bringt das Signal etwas heller zu Gehör. Mit dem zuschaltbaren 18-Band Equalizer liess sich die Audio massschneidern. Das brachte nochmal eine Spur bessere Verständlichkeit! Bis ins 10m Band kann der Colibri mit dem Perseus problemlos mithalten. Einzig die etwas höhere Empfindlichkeit des Colibri, auf den oberen Frequenzen, bringen ihm einen kleinen Vorsprung in dieser Disziplin.

Weil der Colibri den Empfang bis 800Mhz ermöglicht, horchte ich mal in das UKW-Band. Hierfür nahm ich die Dressler ARA500. Der Empfang klappte recht gut. Hier schlichen sich aber langsam Spiegelfrequenzen aus der Kurzwelle rein. Oberhalb dem UKW-Band war der Empfang mangels Vorfilter übersäht von Spiegelfrequenzen und war daher nicht möglich.

Selbstverständlich lassen sich mit der ExpertSDR2 Software auch Bandaufnahmen machen. Die Aufnahme wird durch anklicken des "IQ" Buttons gestartet. Leider lassen sich mit der getesteten Softwareversion V1.02 noch keine Timergesteuerten Aufnahmen machen. Abgespielt werden die Bandaufnahmen mit dem ExpertSDR2 Player, welches ein separates Programm ist.

 

Fullscreen Mode mit 312Khz Spektrumbreite
Mögliche Spektrumbreiten: 39khz, 78khz, 156khz und 312khz.

 

Fullscreen Mode mit 312Khz Spektrumbreite und eingeblendetem Weitbandspektrum 0-62Mhz.
Ein Klick ins Weitbandspektrum schaltet den Empfang sofort dorhin. Zu sehen sind die markierten Bänder im WB Spektrum.

 

Kleinstmögliche Einstellung ohne Spektrum. Das Spektrum kann stufenlos skaliert werden.

 

Darstellungsvergleich ExpertSDR2 und Perseus

Unten im Bild ist die Wirksamkeit der Noiseblanker beider Software's deutlich an den horizontalen Streifen zu erkennen. Durch die Konfigurierbarkeit des NB's der ExpertSDR2 Software, ist dieser dem NB der Perseus Software überlegen. Die Weidezaunimpulse werden besser rausgefiltert.

 

DRM Empfang funktioniert gut in Verbindung mit Dream.

 

Auf diesem Bild ist die Software mit dem zweiten Empfänger zu sehen. Beide Empfänger können unabhängig voneinander eingestellt werden. Es besteht die Möglichkeit, über die Mixer- Funktionen, die Audio beider Empfänger gleichzeitig, oder den RX1 auf den Linken Kopfhörerkanal und den RX2 auf den rechten Kopfhörerkanal zu legen. Für Vergleiche ein tolles Werkzeug. Beide RX verfügen zusätzlich noch über 2VFO's.

 

Im unteren Bild ist der UKW-Empfang des SWR3 zu sehen. Eingeblendet ist das Memory Panel. Hier können Frequenzen abgespeichert und beschriftet werden. Auch zu sehen, das S-Meter und der 18-Band Equalizer.

 

RTTY Empfang des DWD auf 147.3Khz mit ZornsLemma.

 

Fazit:

Der ColibriDDC SDR ist ein Hochleistungsempfänger in Miniformat! Die Empfangsleistungen lassen fast keine Wünsche offen. Die Software ExpertSDR2 ist sehr übersichtlich und trotz sehr vieler Einstellmöglichkeiten einfach zu bedienen. Trotzdem ist ein Blick in die Anleitung nötig, um all die Funktionen und Möglichkeiten zu verstehen.

Bedauerlicherweise besitzt der Colibri keinen Preselektor, nur einen Tiefpass bei 55Mhz. Das birgt die Gefahr für Übersteuerungen, was beim Betrieb mit der E-Feld Antenne Clifton Labs. Z1501F der Fall war. Diese High-Power Antenne konnte man nur tagsüber benutzen. Aber auch dann stieg der Rauschpegel vernehmlich an. Mit den anderen vorhandenen Antennen wurden keinerlei Übersteuerungen festgestellt.

Positiv hingegen sind die Bemühungen von Expert Electronics, Software Bugs so schnell wie möglich zu korrigieren. Nach meiner Meldung eines Bugs im DRM Empfang und in der Speicherverwaltung, verging keine Woche und die Fehler wurden ausgemerzt.

gepostet am 14.05.2014

 

↑↑ Startseite Empfänger