Im Jahr 2016 stellte
Icom als erster der grossen und bekannten Hersteller von
Amateurfunkprodukten, den SDR-Empfänger Icom IC-R8600 vor. Das war
eine riesige und überaus positive Überraschung! Alle dachten, dass
der IC-R75 und der IC-R8500 die letzten Empfänger waren, die von
Icom produziert wurden. Falsch gedacht, wie wir freudig festgestellt
haben.
Als ich das Gerät dann
auspackte, war ich erstaunt über dessen Kompaktheit. Er wirkt im
Vergleich zu seinem Vorgänger IC-R8500 schon fast zierlich. Klar,
SDR- Technologie braucht wesentlich weniger Platz als die alte,
analoge Technik. Trotzdem ist der IC-R8600 stabil gebaut, was sich
auf sein Gewicht auswirkt. Die Chassis ist wie bei seinem Vorgänger
aus Aluminium-Spritzguss. Die Front ist wie von den neueren Icom-
Geräten gewohnt, aus stabilem Kunststoff und ist sehr übersichtlich.
Drei Drehschalter mit Druckfunktion, der griffige Abstimmknopf aus
Aluminium, sowie das tolle Display dominieren die Bedienfront des
IC-R8600.
Das Blockschaltbild zeigt grob die Funktionsweise des IC-R8600. Im Frequenzbereich bis 30MHz funktioniert der IC-R8600 als Direct-Sampling Empfänger. Also ein reiner SDR. Vorgeschaltet ist lediglich eine Vorselektion mit 11 Bandpässen (BPF), die den ADC vor Übersteuerung weitgehend schützt. Oberhalb 30MHz funktioniert der IC-R8600 als Doppel- und Dreifach- Superhet, auch mit vorgeschalteter Vorselektion. Anschliessend wird das Signal im A/D Wandler digitalisiert und in den folgenden Stufen weiter verarbeitet.
Arbeiten mit den IC-R8600 Mit dem IC-R8600 wird kein Netzteil mitgeliefert. Man kann das mitgelieferte DC- Kabel verwenden und benutzt eine 13.8V Spannungsquelle oder man bestellt sich das 15V Netzteil AD-55NS gleich mit. Leider hat dieses Schaltnetzteil einen speziellen Stecker. Ein Handelsüblicher DC- Hohlstecker kann nicht verwendet werden. Glücklicherweise ist der AD-55NS Störarm. Grobe Störungen auf LMK konnte ich keine feststellen. Die Rückseite bietet eine Vielzahl von Anschlussmöglichkeiten. Folgende Anschlüsse sind vorhanden:
Jetzt geht's zur
Sache! Gerät einschalten, Begrüssungsbildschirm erscheint. Schön!
Das helle und farbig- bunte Display gefällt sofort. Die Bedienknöpfe
sind griffig und wackeln kaum. Etwas fand ich doch nicht so
gut. Der Hauptabstimmknopf aus Aluminium mit griffigem Gummiring ist
etwas klein geraten. Er dreht zwar Seidenweich, aber ohne
Schwungradeffekt. Der Schwungradeffekt wird bei schnellerem drehen
des Knopfes elektronisch realisiert. Die Grösse des Abstimmknopfes erinnert etwas an den AOR AR-5000 mit seinem
Mini- Abstimmknopf. Der Abstimmknopf des IC-R8600 besitzt eine
Bremse mit drei Einstellungen. Der Einstellhebel hierfür sitzt unter
dem Knopf. Diese Bremse besitzt eine Rastfunktion für Kanalbetrieb,
ein Widerstandsstellung und der normale Freilauf. Leider lässt sich
dieser Bremshebel schlecht bedienen, weil er zum einen sehr klein,
zum anderen streng zu schalten ist.
Die wenigen Tasten auf
der Front des IC-R8600 haben einen knackigen Druckpunkt was die
Bedienung erleichtert. Der IC-R8600 hat einen SD-Karten Slot auf seiner Frontseite. Auf der eingesteckten SD-Karte lassen sich Audioaufnahmen speichern, Geräteeinstellungen, Bildschirmfotos usw. Sie wird auch für die Firmwareupdates verwendet. Unten ein paar Bildschirmfotos von den Anzeigemöglichkeiten, Betriebszuständen und Funktionen des IC-R8600. Diese Screenshots wurden mit der Capture-Funktion des IC-R8600 gemacht. Nach dessen Aktivierung, muss man den Einschaltknopf kurz drücken, um ein Screenshot des Displays zu machen. Die Bilder werden dann auf die SD-Karte gespeichert.
Doch wie bewährt sich
die Anhäufung dieser vielen technischen Funktionen und
Eigenschaften?
Der IC-R8600 konnte immer mit den Vergleichsgeräten mithalten. Im VLF-Bereich musste zum Empfang der russischen Alphasignale der Vorverstärker zugeschaltet werden. Nachteile ergaben sich dadurch keine. Mit dem G33DDC waren die Signale auch hörbar, doch mit mehr Störgeräuschen. Der NRD-545 konnte so weit unten nichts empfangen. Lang- und Mittelwelle war zwischen den Kontrahenten kaum irgendwelche Unterschiede festzustellen. Ausser das der G33DDC eine Spur empfindlicher in diesen Bereichen war. Auf der Kurzwelle bis 30MHz waren Unterschiede nur wegen den unterschiedlichen Wiedergabe-karakteristik vorhanden. An allen verwendeten Antennen wurden keinerlei Übersteuerungserscheinungen festgestellt. Die "gefürchtete" Clippinganzeige "OVF" leuchte nur kurzzeitig auf, wenn der +20dB Vorverstärker Abends zugeschaltet wurde. Hörbare Übersteuerungen waren aber keine zu hören. Bei Weidezaunimpulsen leuchtete die "OVF" auch auf, was unter den hiesigen Umständen normal war. Der Weidezaun ist ca. 20m von den Antennen entfernt. Beim G33DDC leuchtete die Clippinganzeige auch auf. Die Auflösung des Displays ist nicht allzu hoch. Bei sehr schwachen, aber durchaus verständlichen Signalen, war auf dem Display bei +/-25KHz Sichtbreite kein Sender sichtbar. Besonders in CW und SSB. Erst wenn man ganz reinzommte auf +/-2.5KHz waren die Sender schwach erkennbar. Beim G33DDC, der die Rechenpower des PC im Rücken hat, war dies kein Problem. Der Bereich oberhalb der KW konnte, trotz grosser Mühe, nicht richtig getestet werden. Ausser im 6m, UKW, Flugfunk und 2m-Band. Die digitalen Betriebsarten konnten Mangels Signalen überhaupt nicht getestet werden. Dies obwohl es einige D-Star Repeater in empfangbarer Nähe gibt! Im 6m-Band konnten bei kurzzeitigen Bandöffnungen mehrere Stationen an der Super Discone D130 aus ganz Europa aufgenommen werden. Das UKW-Band war natürlich kein Problem. Leider ist für WFM nur eine einzige Bandbreite mit 200KHz verfügbar. Schmerzlich wird auch RDS und Stereo vermisst! Das Flugfunkband lässt sich am besten mit der Search- und Scan Funktion durchstreifen. Hierbei stehen einige sinnvolle Funktionen zur Verfügung. Mit 8.33KHz Schrittweite, ist das Flugfunkband in wenigen Sekunden durchgescannt. Der IC-R8600 zeigt auch hier gute Empfindlichkeit. Im 2m-Band hatte ich mal Glück und konnte mehreren Contests in SSB lauschen.
Unten sind ein paar Audiovergleiche zwischen den Geräten.
↓ Wir fangen wie immer bei der am tiefsten Empfangbaren Frequenz an. Weil der IC-R8600 ab 10KHz spezifiziert ist, versuchte ich mal die russischen Alpha Signale auf 11.9KHz und 12.6KHz zu empfangen. Am Aktiven Dipol Datong AD370 sind die Signale aus Russland hörbar. Hier bringt der IC-R8600 das deutlich bessere Signal. Beim NRD545 ist praktisch nichts zu hören. Beim G33DDC sind die Signale zwar auch hörbar, aber nicht so prägnant wie beim Icom. ↓ Auf 153KHz ist früh Morgens Radio Satelor aus Rumänien zu hören. Dieser Frequenzbereich wird zunehmend von unseren elektronischen Helfern gestört, auf die wir nicht mehr verzichten können. Hier kamen bei allen drei Empfängern der Synchrondetektor, Notchfilter und der Noiseblanker gleichzeitig zum Einsatz. Sieger ist hier der IC-R8600. Die Wiedergabe wird nicht zu stark vom Notchfilter beeinflusst. ↓ Russische Funkamateure auf 3671KHz in LSB. Dank der effektiven Toneinstellung des IC-R8600 kann das Signal durch zurückdrehen der Tonhöhe, etwas entrauscht werden. ↓ Radio Progreso klingt bei allen drei ziemlich ähnlich. Alle drei in SAM und 6.4KHz Bandbreite. Die zu schnell regelnde AGC des NRD545 ist deutlich zu hören. ↓ Radio Rebelde aus Kuba in AMS und 6.4KHz Bandbreite. Bei diesem starken Signal klingen alle drei recht ähnlich. ↓ Shannon Volmet auf 5505KHz in USB mit 2.4KHz Bandbreite. Schlechte Bedingungen derzeit. Verständlichkeit bei allen drei etwa gleich. ↓ Radio MiAmigo auf 6085KHz in AMS und 6.4KHZ Bandbreite. Hier bringt der R8600 eine etwas transparentere Wiedergabe als die anderen zwei. ↓ Amateurfunk im 40m Band. Bei allen gut verständliches Signal mit gut erkennbarer Wiedergabekarakteristik. ↓ WRMi TruNews in AM Synchron, oberes Seitenband. Ziemlich durch lokale Störungen beeinträchtigt. Auch hier bringt der R8600 eine transparente Wiedergabe. ↓ Rostov Volmet auf 11297KHz. Eigentlich alle drei gut verständlich. Der NRD-545 scheint hier etwas weniger zu rauschen. ↓ Amateurfunk im 20m Band. Hier bringt der Winradio G33DDC ein deutlich stärkeres Signal als die anderen beiden. ↓ Radio Free Asia auf 15430KHz. Alle drei ziemlich ähnlich. Beim R8600 wurde die Tonhöhe etwas reduziert. Ist auch zu hören. Das Signal klingt etwas dumpfer. ↓ Radio Ergo auf 17845KHz. Schwieriges Signal! Die ruhigste Verstärkungsregelung hat der Winradio G33DDC. ↓ Radio France auf 21690KHz in Portugiesisch. Alle drei Empfänger praktisch auf Augenhöhe. ↓ Das CB-Band ist auf den Sommer hin immer offener. Hier eine Unterhaltung von zwei Finnischen CB-Funkern in USB. ↓ Auch das 10m-Band meldet sich wieder mal. Alle drei bringen ein sauberes Signal mit ihren jeweiligen Akzenten. Fazit: Der erste SDR Empfänger von Icom ist ein grosser Wurf! Vom Stand aus hält dieser problemlos mit anderen, hochwertigen Empfängern mit. Er ist sogar in gewissen Situationen besser. Der IC-R8600 hat sehr viel von seinem grossen Bruder, dem IC-R9500, mitbekommen. Er bekam sozusagen seine Vollausstattung. Die allermeisten Funktionen konnten vollends überzeugen. Ausser die Rauschreduktion (NR). Die war zum Testzeitpunkt und Firmware Version 1.02 noch nicht überzeugend. Bei der Einstellung 2 von 15, waren digitale Artefakte vernehmlich aus dem Lautsprecher zu hören. In praktisch allen Situationen konnte der IC-R8600 seine Vollausstattung an Hilfsmitteln einsetzen. Vor allem der exzellente Noiseblanker. Er konnte viele Knack- und Weidezaunimpulse rausfiltern. Auch die regelbaren Höhen und Bässe waren ein Hilfreiches Werkzeug. Die gefürchteten Übersteuerungen blieben weitgehend aus. Nur beim zuschalten des +20dB Vorverstärkers flackerte die "OVF" Anzeige ab und zu auf, ohne hörbare Effekte. Der grösste Teil seines Frequenzbereiches konnte nicht so richtig in Szene gesetzt werden. Auch die interessanten, digitalen Betriebsarten konnten nicht gestestet werden. Es waren schlicht keine solchen Signale zu empfangen! Aber anhand dem, was ich empfangen konnte, das war im 6m-Band, UKW, Flugfunkband und im 2m-Band, bescheinigen dem IC-R8600 eine ausreichende Empfindlichkeit. Schmerzlich habe ich im UKW Band eine Bandbreitenregelung vermisst. Nur eine einzige Bandbreite mit 200KHz wurden der Betriebsart WFM spendiert. Auch RDS und Stereoempfang wurden dem modernen IC-R8600 vorenthalten. Schade! Das wunderbare Display muss ich eigentlich gar nicht mehr erwähnen... Einfach Klasse! Der Icom IC-R8600 ist wie sein grosser Bruder einfach TOP!! gepostet: 05.06.2017
Icom RS-R8600 Remote & CS-R8600 Cloning Software
Seit Anfangs 2018 ist die RS-R8600 Remote Software sowie die CS-R8600 Cloning Software in Europa verfügbar. Die RS-R8600 ist zur Fernsteuerung des Icom IC-R8600 über ein lokales Netzwerk oder über das Internet. Aber auch über USB kann der IC-R8600 damit gesteuert werden. Die Software CS-R8600 dient der Speicherprogrammierung und Verwaltung des IC-R8600.
RS-R8600 Die RS-R8600 wird ausschliesslich als CD-Version vertrieben. Eine Downloadversion gibt es nicht. Nebst der Steuersoftware, ist noch die "Remote Utility", das Verbindungsprogramm zwischen dem IC-R8600 und der RS-R8600 auf der CD enthalten. Nebst der Remote Utility, wird auch ein virtuelles Serial Port sowie ein virtuelles Audio Kabel installiert. Danach erfolgt automatisch die Installation der RS-R8600. Nachfolgend müssen ein paar wichtige Konfigurationen in der Windows Firewall gemacht werden, damit die Programme dann auch funktionieren. Diese wichtigen Schritte können der Bedienungsanleitung <Link> der RS-R8600 entnommen werden. Vor der RS-R8600, muss zuerst die Remote Utility gestartet werden. Beim ersten Start wird man aufgefordert, noch diverse Einstellungen zu machen. Auch beim IC-R8600 müssen allenfalls die Einstellungen geändert werden, verwendet man nicht die Standardeinstellungen. Danach sind allenfalls noch in der RS-R8600 Einstellungen vorzunehmen. Diese anspruchsvolle Einrichteprozedur ist nicht einfach und dürfte User mit wenig PC-Kenntnissen vor Probleme stellen! Vor dem Remote- Programmstart muss der Empfänger schon eingeschaltet sein. Nach dem Doppelklick auf das RS-R8600 Icon, erscheint dann das Remote Programm. Klickt man auf "Connect", wird die Verbindung zum IC-R8600 hergestellt. Will man z.B das Spektrum öffnen, klickt man auf das dementsprechende Button usw. Ist mal alles eingerichtet, ist die RS-R8600 recht einfach zu bedienen. Das Programm läuft sehr schnell und ist dabei Ressourcenschonend. Fast alle Funktionen des Empfängers können damit gesteuert werden. Ausser dem FSK- Decoder. Der ist nicht im Programm integriert, was eigentlich Schade ist. Was bei der RS-R8600 bitter vermisst wird, ist die Konnektivität über COM-Ports zu anderen Programmen. Dafür lässt sich das virtuelle Audio Kabel anzapfen. so kann man immerhin die Audio an ein Decoderprogramm weiterreichen. Das zuschaltbare Spektrum/Wasserfall arbeitet wie auf dem Empfänger ebenfalls sehr schnell. Doch leider wurde hier an der Funktionalität gespart! Das Spektrumfenster lässt sich nur in der vertikalen skalieren! Die horizontale Fensterbreite ist fest und kann nicht skaliert werden. Bei hochauflösenden Bildschirmen ist das Spektrum sehr klein und so fast nicht zu gebrauchen. Mein LCD- Bildschirm hat eine Auflösung von 1920x1080Pixel. Das geht gerade noch. Die Speicherfunktion der RS-R8600 ist übersichtlich und erfasst alle wichtigen Daten. Sie wird lokal auf dem Rechner gespeichert und wird bei jedem Start automatisch geladen. Der IC-R8600 lässt sich mit der Speicherfunktion der RS-R8600 nicht programmieren. Das geht nur mit der Cloning Software CS-R8600!
CS-R8600 Mit der Cloning Software CS-R8600 lassen sich die Speicher des IC-R8600 in vollem Umfang editieren. Auch die Geräteeinstellungen lassen sich fast alle über die Cloning- Software machen. Das schöne dabei ist, das alles auf dem PC abgespeichert werden kann und bei einem Geräte- Reset alles wieder überspielt werden kann. Ein mühseliges Neuprogrammieren kann man so umgehen. Die Speicherinhalte lassen sich zudem als "CSV"- Datei exportieren und in das RS-R8600 Programm importieren. Die Datenübertragung in den IC-R8600 geht rasch von statten. Nach erfolgter Übertragung muss der IC-R8600 neu gestartet werden. gepostet: 0.7.06.2018
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