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RFSpace NetSDR+

 

In Europa ist er selten anzutreffen, der NetSDR vom amerikanischen Hersteller RFSpace. Seit Anfang 2016 ist die erweiterte Variante, der NetSDR+, lieferbar. Dieser  bietet nebst leicht verbesserten technischen Daten einen Downconverter, der den Frequenzbereich bis max. 1700MHz erweitert. Den NetSDR+ habe ich mir direkt von RFSpace kommen lassen um ihn mit unseren altbekannten SDR's wie Perseus, Elad und dem neuen S9-C Rabbit SDR zu vergleichen.

Die Firma RFSpace unter der Leitung von Pieter Ibelings, beschäftigt drei Angestellte die sich ausschliesslich mit der Entwicklung und Erprobung der Produkte befasst. Die Produktion der Geräte wird von einem lokalen Hersteller übernommen. Die Produkte werden also zu 100% in den USA entwickelt und hergestellt. RFSpace ist bereits seit einigen Jahren im Bereich der Software definierten Radios tätig. Ihr erstes Gerät war damals der SDR-14.

Der NetSDR+ kommt in einer ansprechenden weiss/blauen Kartonschachtel daher. Dem Gerät liegt ein zwei Meter langes Ethernetkabel bei, sowie die obligate CD mit dem Bedienprogramm "SpectraVue" und ein Konfigurationsprogramm für die Ethernetanbindung. Ebenfalls im Lieferumfang ein 5V Schaltnetzteil. Glücklicherweise besitze ich ein hochwertiges, analoges 5V Netzteil von Statron. So kann das Schaltnetzteil getrost in der Schachtel bleiben. Mittlerweile wissen wir SWL's, dass Schaltnetzteile den Empfang erheblich stören können. Na, immerhin wird ein Netzteil mitgeliefert. Zur Not kann man es ja nehmen. Nicht jedes Schaltnetzteil macht Störungen.

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Blockdiagramm des NetSDR+

Die wichtigsten Eckdaten des NetSDR+:
-- Abtastrate: 80Mhz
-- 16 bit A/D Wandler
-- IQ Bandbreite: 1600KHz
-- Frequenzbereich: 9khz – 32Mhz & 40MHz - 1700MHz** mittels Downconverter (eingebaute Option)
-- Betriebsarten: AM, SAM, LSB, USB, WUSB, CW-L, CW-U, NFM, WFM, (Betriebsarten sind Softwareabhängig. Die hier aufgeführten sind von SpectraVue)
-- 4 schaltbare Dämpfungsglieder 0/-10/-20/-30dB
-- Preselektor mit 10 Bandpässen und 34MHz Tiefpassfilter
-- OCXO, Extrem Rauscharmer, Temperaturkompensierter Oszillator (eingebaute Option)
-- IP3+ 34dBm
-- 1x BNC Antenneneingang
-- BNC Eingang für externes Referenzsignal
-- BNC IF-Ausgang
-- RJ45 LAN-Buchse zur Verbindung zum PC oder Netzwerk
-- USB-Buchse für Setup (optional)
-- AUX-Buchse für Stereoausgabe (für spätere Erweiterungen)
-- RS232 Anschluss zur Ansteuerung externer Geräte
-- eingebauter Lautsprecher für die IP- Adressenansage
-- 5V Betriebsspannung
-- Stabiles, schwarz lackiertes Stahlblechgehäuse
-- Abmessungen: 228x38x180mm (BxHxT)

Die technischen Daten lassen kein Zweifel darüber aufkommen, das es sich hier um einen hochwertigen SDR handelt. Der NetSDR+ besitzt einen Preselektor mit 10 Bandpässen und zwei Tiefpassfiltern. Des weiteren besitzt er einen 16bit ADC (Analog/Digital Wandler) mit einer Abtastrate vom 80MHz. Das schraubt die Erwartungshaltung hoch!

Die Verarbeitungsqualität wird den Erwartungen gerecht. Schwarzmatt lackiertes Stahlblechgehäuse und sauber verarbeitete Platinen erfreuen das Auge wenn er geöffnet vor uns steht. Der Downconverter und der OCXO wurden für die Sicht auf den Preselektor ausgebaut.

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Der NETSDR+ wird seit Anfang 2016 mit einem Downconverter ausgeliefert, der den Empfangsbereich deutlich nach oben erweitert. Ab Werk geht der Empfangsbereich von 40 - 700MHz. Mit einer kleinen Modifikation, die der Hersteller selbst beschreibt, kann bis 1700MHz empfangen werden. Hierzu muss man sich ein kurzes Pigtail von "U.FL/UMCC auf SMA" besorgen um den Downconverter direkt an eine Antenne anschliessen zu können. Denn ab Werk wird für Kurzwelle und VHF/UHF ein gemeinsamer Antenneneingang verwendet.

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In meinem Gerät wurde der Temperaturkompensierte und hochstabile (+/- 1ppm) Quarzoszillator (OCXO) eingebaut. Zudem garantiert dieses optionale Zubehör ein extrem niedriges Phasenrauschen von -168dBc/Hz.

Inbetriebnahme

Nachdem alles angeschlossen ist, geht es an die Netzwerkkonfiguration, denn der NetSDR+ übermittelt seine Daten nicht über ein USB-Kabel, sondern über das Netzwerkkabel. Das hat den Vorteil, das grössere Datenvolumen übertragen werden können. Mit dem Programm "SDRNetSetup" wird die IP-Adresse vergeben, falls nötig. Ansonsten startet man die mitgelieferte Software "SpectraVue" und ruft dort die vereinfachte Netzwerkkonfiguration auf. Denn normalerweise wird der NetSDR+ beim Programmstart sofort angezeigt. Möglicherweise könnte noch die Firewall oder der Router die Kommunikation blockieren. So müssen dort noch die entsprechenden Ports freigegeben werden. Die Installationen und Konfiguration dauerte etwa fünf Minuten.

Kompatible Steuerprogramme

SpectraVue

Das Standardprogramm für den NetSDR+ ist "SpectraVue". Dieses Programm sollte eigentlich installiert werden, weil nur mit ihm können Firmwareupdates am NetSDR+ durchgeführt werden. Was auch nur mit SpectraVue funktioniert, ist die manuelle Bedienung des Preselektor's. Sinnvoll, wenn man den Preselektor testen, oder wenn man Empfangsversuche machen will. SpectraVue wurde seit Jahren an der Bedienoberfläche nicht verändert. Das lässt das Programm etwas altbacken erscheinen. Man hat das Gefühl, es stamme aus der Windows 98 Zeit. Technisch bietet SpectraVue eine Menge Funktionen, die in den Menüs versteckt sind. UKW Empfang in Stereo mit RDS wird unterstützt. Leider lässt sich die Bandbreite in WFM nicht verändern. Die Bedienung des Bandbreitenreglers für LMK-Empfang ist mickrig und umständlich zu bedienen. Das einbinden von Frequenzlisten wie Eibi, Aoki usw., ist nicht möglich. Es bietet lediglich 20 Speicher. Das wichtige Feature, das Frequenzeingabefenster, fehlt gänzlich. Der Empfang mit SpectraVue hinterlässt aber einen guten Eindruck. Die Audio ist sehr klar.

SDRSharp

SDRSharp ist ein Freeware- Steuerprogramm für viele SDR's. Auch für den NetSDR+. Dieses Programm hat viele Funktionen um den Empfang zu verbessern. Es bietet Einstellmöglichkeiten für praktisch jede Funktion. UKW-Empfang in Stereo mit regelbaren Bandbreiten sowie RDS, gehören hier zu den Standardfunktionen. Frequenzlisten können nicht importiert werden. Dafür kann man seine eigene Liste erstellen und den Sendernamen im Spektrum anzeigen lassen. Schmerzlich wird hier AM Synchron vermisst sowie ein gut sichtbares S-Meter. Eine kaum sichtbare -dBm Balkenanzeige am rechten Rand der Spektrumanzeige ist aber vorhanden. Auch hier fehlt das Frequenzeingabefenster. Frequenzeingaben mit der Tastatur gehen nur, wenn der Mauspfeil auf die entsprechende Ziffer der Frequenzanzeige platziert wird. Rauschfilter, Noiseblanker und AGC sind über weite Grenzen einstellbar und funktionieren sehr gut. Leider ist das SNR (Signal-Rauschabstand) von SDRSharp nicht sehr gut! Signale an der Grasnarbe waren mit den anderen Programmen besser zu hören oder überhaupt hörbar.

SdrDx

Viele und interessante Funktionen bietet SdrDx. Leider total unübersichtlich! Auf der Programmoberfläche sind weit über 100 Buttons die angeklickt werden können!Trotz der vielen Funktionen fehlt auch hier die Möglichkeit Frequenzlisten einbinden zu können. Das wichtige Frequenzeingabefenster ist auch nicht verfügbar. UKW-Empfang in Stereo mit RDS funktionieren hingegen sehr gut. Wegen der unübersichtlichen Bedienung habe ich mich nicht lange mit diesem Programm befasst. SdrDx basiert auf dem Programm "CuteSdr".

CuteSdr

CuteSdr ähnelt vom Design her SpectraVue. Nur das es wesentlich weniger Funktionen bietet. Ziemlich mageres Programm, dafür mit guter Bandbreitenfunktion und sehr gutem Klang.

SDR-Console V2

Mein Favorit ist SDR-Console. Dieses Programm lässt keine Wünsche offen. Einzig der Preselektor des NetSDR+ kann damit nicht manuell bedient werden. Nahezu jede Funktion kann nach eigenem Geschmack eingestellt werden. Nicht nur das, die Qualität der Funktionen holt alles aus dem NetSDR+ heraus. Einziger Nachteil ist gleichzeitig auch ein Vorteil. Es bietet sehr viele Möglichkeiten die zuerst entdeckt und verstanden werden müssen. Es braucht eine gewisse Zeit um sich an das Programm zu gewöhnen. Als einziges Programm bietet es zwei Spektren mit Wasserfall. Auf dem unteren Spektrum/Wasserfall ist die voreingestellte IQ- Bandbreite sichtbar. Diese kann in vielen Sichtweiten eingestellt werden, bis max. 2MHz. Das obere Spektrum/Wasserfall ist das Empfangs- und Einstellfenster. Der rote Balken unten stellt die max. Sichtweite des Empfangsfensters dar. Es würde den Rahmen sprengen, alle Funktionen zu beschreiben. SDR-Console ist das kompletteste SDR Programm! Zugleich eines der besten. Was auch sehr schön ist, es ist Freeware!

SDR-Console V3 beta

Die Version 3 von SDR-Console ist das Nachfolgeprogramm und steckt noch voll in der Entwicklung. Es bietet noch nicht alle Funktionen wie die V2, ist aber auf dem besten Weg dorthin. Funktioniert gut mit dem NetSDR+. UKW in Stereo mit RDS funktionieren ganz gut.

Wie alle RFSpace SDR's, lässt sich auch der NetSDR+ übers Internet fernsteuern. Hiefür muss die NetSDR-Server Software runtergeladen und installiert werden. Er kann dann mit den selben Clients wie für den Cloud-IQ gesteuert werden.

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Der Empfang mit dem NetSDR+

Der NetSDR+ ist seit Anfang 2016 in meinem Besitz. In der Zeit konnte ich das Gerät sehr gut kennenlernen und selbstverständlich mit all den anderen SDR's vergleichen. Von all den obenstehenden Programmen die ich probiert habe, konnte eines mich am meisten überzeugen: SDR-Console!  Mit diesem Programm arbeitet der NetSDR+ meiner Meinung nach am besten. Daher habe ich all die Vergleiche mit SDR-Console gemacht.

Als Vergleichsgeräte kamen der Perseus, ELAD FDM-DUOr und der brandneue S9-C Rabbit SDR zu Einsatz. Über alles gesehen, spielt der NetSDR+ seine Kontrahenten aus. Mal etwas mehr, mal etwas weniger. Der ELAD FDM-DUOr und der S9-C Rabbit SDR kamen dem NetSDR+ am nächsten. Der DUOr ist praktisch gleichauf mit dem NetSDR+. Relevante Unterschiede im Empfang konnte ich keine feststellen. Ausserhalb der Bandpässe, ging der DUOr oft ins Clipping. Der S9-C konnte auch mit gleich guter Performance überzeugen. Seine Schwachstelle war der VLF/LW Bereich. In diesem Bereich spielte der NetSDR+ deutlich besser. Der Perseus lief als vierter durchs Ziel. Die mit zunehmender Frequenz schlechter werdende Empfindlichkeit und fehlendem Downconverter lassen den Perseus (etwas) alt aussehen.

Fazit

Der NetSDR+ ist ein Spitzen-SDR der seinesgleichen sucht! Im Zusammenspiel mit der SDR-Console V2 ist er schwer zu schlagen. Voraussetzung hierfür ist ein Leistungsstarker PC oder Notebook.

 

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