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Palstar R30A

 

Palstar ist ein amerikanischer Hersteller von Amateurfunkartikel wie Antennentuner, Verstärker, Aktivantennen und auch Kurzwellenempfänger. Zu der Zeit als Lowe, der bekannte englische Hersteller von exzellenten Kurzwellenempfängern die Produktion einstellte, erschien der Palstar R30 auf dem Markt. Die Bedienphilosophie des R30 war genauso wie bei den Lowe- Empfängern. Nämlich spartanisch! Wenig Knöpfe, wenig Funktionen, dafür sehr gute Empfangsleistung. Kurze Zeit verkaufte Lowe sogar Palstar- Geräte unter ihrem Namen. Siehe oben der Lowe HF-350. Der Palstar R30 war in der Leistungklasse des HF-225 angesiedelt. Der HF-225 klang besser, dafür hatte der R30 ein besseres Grosssignalverhalten. Im Laufe der Jahre wurden die R30 weiter optimiert und wurden als R30C oder R30CC angeboten. Das "C" bedeutet, dass Collins ZF- Filter im Gerät verbaut sind. Das "CC"- Modell hat also zwei Collinsfilter an Bord. Das praktische am R30 war, er konnte auch Portabel eingesetzt werden. Es liessen sich, wie beim Lowe HF-150, zehn AA-Batterien einsetzen. Leider wurde das nicht so elegant gelöst wie beim HF-150. Um die Batterien einsetzen zu können, musste das Gerät aufgeschraubt werden, was mit der Zeit zur Verletzung der Schrauben und des Gehäuses führen kann.

Um das Jahr 2008 erschien dann der Palstar R30A. Das Gerät erhielt ein Facelifting und ein paar Kleinigkeiten wurden an der Elektronik geändert. Aber weitestgehend blieben die "Innereien" die selben. Das bewährte Schaltungskonzept wurde beibehalten. Wieder sind die hochwertigen Collins ZF- Filter verbaut. Ein 5,5khz und das 2,5khz Filter. Ein sinnvolles Feature die der R30A hat, ist die abschaltbare Displaybeleuchtung, um im Portabelbetrieb Strom zu sparen. Leider wurde die ansonsten gute Idee nicht zu Ende gedacht. Die S-Meter Beleuchtung, die bestimmt mehr Strom braucht, bleibt hell erleuchtet. Erfreulich und einzigartig ist der 455khz ZF Ausgang auf der Rückseite des portablen Gerätes. Es lassen sich somit der bekannte und teure Sherwood SE-3 Synchron Detector, sowie andere Geräte anschliessen.

Die wichtigsten Eckdaten:
-- Frequenzbereich: 100Khz - 30Mhz
-- Betriebsarten: AM, LSB, USB
-- Bandbreiten: 2,5khz, 5,5khz (mechanische Collinsfilter)
-- Abstimmschritte SSB 20Hz bis 100Hz bei SSB - 100Hz bis 500Hz bei AM (Abhängig vom Schwungradeffekt)
-- 100Khz- Schritte per Drucktasten
-- AGC: Fast & Slow
-- 10dB Abschwächer
-- Analoges, kalibriertes S-Meter, beleuchtet
-- Speicher: 100, können mit dem Abstimmrad oder den +/- Drucktasten durchgeschaltet werden.
-- Batteriebetrieb möglich
-- 455Khz ZF- Ausgang
-- sehr gutes Grosssignalverhalten (IP3 +15dBm)

Trotz spartanischer Austattung und Bedienelementen, ist der R30A dank der Collinsfilter und der guten Audio gerüstet für den Lang, Mittel- und Kurzwellenempfang. Wie die Lowe Empfänger, empfängt auch der Palstar R30A sehr gut in den unteren Frequenzen.

Als Vergleichsgerät diente mir der Icom IC-R75, weil dieser in der gleichen Preisklasse/Leistungsklasse liegt.

Im Lang- und Mittelwellenbereich ist er hörbar empfindlicher als der IC-R75 und bietet in AM die bessere Trennschärfe. Hier kommen die exzellenten Collinsfilter und die hellere Wiedergabe zum tragen. Auch auf der Kurzwelle kann der R30A Problemlos mit dem IC-R75 mithalten. Die sehr gut ausgelegte AGC des R30A ist ein weiterer Pluspunkt.

Die Nachteile des R30A treten dann zu Tage, wenn die Frequenz gestört ist. Nebenkanalstörungen lassen sich nur per ECSS- Empfang teilweise umgehen. Der IC-R75 bietet hierfür einiges an Signalbearbeitungsmöglichkeiten, die der R30A leider nicht bietet. Passband Tuning, Notch usw. sind beim R30A nicht vorhanden.

An meiner BigLoop klappte der Empfang mit dem R30A problemlos. Die hohen Pegel von manchmal S9 +40dBm verarbeitete der R30A ohne Mühe. Ich konnte keine Grosssignalstörungen feststellen. Bis ins 10m Band waren die Empfangsleistungen fast gleich gut wie der IC-R75. Beim SSB Empfang musste der R30A ein paar Federn lassen. Er hat als kleinstes Abtimmschritt 20Hz. Für digitale Betriebsarten ist das zu grob. Der IC-R75 bietet als kleinster Abstimmschritt 1Hz. Die Verständlichkeit von Sprachsignalen ist aber bei beiden gleich gut. Das zeigt, dass der Palstar R30A auf Sprachsignale ausgelegt ist. Festzustellen war auch die etwas abnehmende Empfindlichkeit in Richtung höherer Frequenzen. Im 10m Band war der IC-R75 eindeutig empfindlicher. Nicht zuletzt wegen seiner zuschaltbaren Vorverstärker. Schade auch, dass der Kopfhöreranschluss nicht in Stereo beschaltet wurde. So muss jedesmal ein Adapter von Mono auf Stereo verwendet werden.

Die mechanische Stabilität ist gut. Das Gehäuse ist Pulverbeschichtet und hält kleinere Stösse sicher aus. Allerdings, wenn man der recht gut klingenden Gehäuselautsprecher nutzt, sollte man die Lautstärke nicht zu weit aufdrehen, sonst fängt das Gehäuse an zu scheppern. Das scheint eine allgemeine Krankheit bei amerikanischen Empfängern zu sein.

Leider werden nur noch ganz wenige Kurzwellenempfänger hergestellt. Der Palstar R30A ist einer davon. Aufgrund seiner Bedienphilosophie ist er sehr einfach zu bedienen, bietet dafür kein Werkzeug für die Signalbearbeitung. Um an die Features des IC-R75 heranzukommen, müsste man einen Audiofilter verwenden. Als Beispiel ein Timewave DSP 59+. Bei solchen Überlegungen gelangt man zwangsläufig an die Preisfrage! Der R30A kostet direkt ab Hersteller 895 US-Dollar. Heutzutage ist das ein stolzer Preis für ein so einfach ausgerüstetes Gerät. Dafür stimmt die Empfangsqualität wiederum.

Tipp:
Beim Kauf eines gebrauchten Palstar R30, R30C, R30CC oder R30A sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass der Tuningencoder, der hinter dem Abstimmknopf sitzt, normal funktionert! Oft ist es bei gebrauchten Geräten der Fall, das dieser defekt ist. Die Frequenz kann nicht mehr richtig eingestellt werden, macht Sprünge oder lässt sich nicht verstellen. Dieser Rotary Encoder, wie er auch genannt wird, kostet bei Palstar um die 30 US-Dollar.

Verfasst am 23.02.2015

 

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