Startseite Empfänger

 

Reuter RDR55D

 

Die Firma Reuter Elektronik, ist in der KW-Hörer Szene und darüber hinaus ein Begriff und bekannt für ihre hochwertigen Produkte. Allem voran die Empfänger der RDR-Serie setzen Massstäbe in Punkto Verarbeitungsqualität und Empfangsleistung. Die Empfangstechnik ist digital wie bei anderen SDR's, geht aber einen etwas anderen Weg in der Signalverarbeitung. Herkömmliche SDR's, wie z.B. der Perseus SDR oder ELAD FDM-S2, arbeiten Zeitbasiert. Die RDR-Geräte hingegen nutzen die Frequenzbasierte Signalverarbeitung. Die Beschreibung der Frequenzbasierten Signalverarbeitung ist im Vortrag von Dipl.-Ing. Ralph Menn ab Punkt 2.1 zu finden.

Zeit- und Frequenzbasis des Signals
 
Modularbauweise des RDR55D

Nun haben wir den neusten Empfänger RDR55D mit der Softwareversion V500 vor uns. Dieser hat eine kleine Vorgeschichte. Die Verschmelzung vom RDR54, der Messgerätequalitäten besitzt, mit dem kleinen Bruder RDR50, der ein grosses, bedienerfreundliches Touchscreen hat, war ursprünglich ein Kundenwunsch. Hier zeigt sich, wie  Reuter Elektronik auf Kundenwünsche und Anregungen eingeht.

Der RDR55D ist, wie der RDR54, Modular aufgebaut. Er lässt sich durch das rückwärtige Einsetzen von diversen Modulen erweitern. Auch zum vollwertigen QRP-Amateurfunkgerät lässt er sich aufrüsten. Die Gehäusekonstruktion ist wie von Reuter gewohnt, Kompromisslos hochwertig. Gefrästes und eloxiertes Aluminiumgehäuse, Abstimmknopf aus Edelstahl. Nur der Touchscreen ist Zwangsläufig aus Kunststoff. Jeder RDR55D kann individuell mit diversen Modulen aufgerüstet werden  und kann so nach eigenen Anforderungen angepasst werden.

Dieser hier stehende RDR55D hat folgende Module eingebaut:

RAD18EF (Preselektor, Vorverstärker, Abschwächer, 4x 16bit ADC & UKW-Modul)
RDA31B (High-End Stereo Audio-DAC mit High-Power Kopfhörerverstärker)
RDR35B (GPS & WLAN Modul)
RPS25G (Hochwertiger Trafonetzteil)
 
Hier die wichtigsten Eckdaten:
Frequenzbereich mit Modul RAD18EF:
-- 1KHz - 30MHz (separater Antenneneingang ANT 1)
-- 50MHz - 71MHz (separater Antenneneingang ANT 2)
-- 87,5MHz - 108MHz (separater Antenneneingang ANT 3)
-- 136MHz - 154MHz (separater Antenneneingang ANT 4)
Bandbreitenfilter: 10Hz - 20KHz in 40Hz Schritten frei einstellbar
Betriebsarten Frequenzbasiert: Sync - DSB - LSB - USB - EUSB - SBCW - CW
Betriebsarten Zeitbasiert: AME - FMN - FMW - USBQ - LSBQ - DIGI - DSBQ
Abstimmschrittweiten: Beliebig einstellbar von 0.5Hz - 999.999.5KHz
199 Speicher
Passbandtuning
Notchfilter
Noiseblanker
AGC: Anstieg- und Haltezeit einstellbar
Echtzeitspektrum und Wasserfall
GPS Modul für die Frequenzkalibrierung
WLAN Anbindung für kabelloses Firmwareupdate & Screenshotfunktionen
Eingebaute Vorselektion (Preselektor)
Sehr gutes Grosssignalverhalten
Modulare Bauweise
7“ (178 mm) WVGA-Farbdisplay & Touchscreen
Aufrüstung zum Funkgerät mittels Modul möglich.
 
.

Gerätebedienung

Nebst dem Ein/Aus Schalter, ist der Abstimmknopf aus Edelstahl das einzige mechanische Bauteil, das für die Bedienung genutzt wird. Mit diesem werden praktisch alle Werte am Empfänger eingestellt. Die Vorwahl der zu regelnden Funktionen wird über das Touchscreen vorgenommen. Will man z.B. das Bandbreitenfilter einstellen, tippt man mit dem Finger auf die Bandbreitenanzeige um sie zu aktivieren. Anschliessend wird die gewünschte Bandbreite mit dem Abstimmknopf eingestellt. Danach tippt man auf die nächste Funktion die eingestellt werden soll, oder der Vorgang  kann so eingestellt werden, dass die aktive Funktion automatisch auf die Frequenzanzeige zurückspringt. Die Verweildauer auf der aktiven Funktion kann ebenfalls eingestellt werden. Abgesehen von den Hintergrundeinstellungen im Menu, lassen sich alle Funktionen auf dieselbe Weise bedienen.

Der Blickfang ist das Spektrum, das in Echtzeit dargestellt wird. Das bedeutet, das was man sieht, hört man ohne Zeitverzögerung! Das Spektrum hat eine max. Sichtbreite von 164KHz und kann auf 1.6KHz reingezoomt werden. Auch eine Wasserfalldarstellung ist möglich. Grundsätzlich ist die Bedienung Kinderleicht zu bewerkstelligen. Was etwas Gewöhnung braucht, sind die zum Teil sehr kleinen Antippflächen. Hier haben kleine Finger ganz klar einen Vorteil. Man kann sich aber auch mit einem Plastikstift für PDA's behelfen.

Für die Frequenzkalibrierung steht ein GPS-Empfänger zur Verfügung, eingebaut im Modul RDR35B. Schliesst man eine Handelsübliche GPS-Antenne an, werden nach wenigen Minuten einige Satelliten empfangen. Mit deren Signalen wird der interne Oszillator bis auf 1Hz genau kalibriert. Ruft man die GPS-Anzeige auf, werden folgende Daten angezeigt:

-- Anzahl empfangbarer Satelliten
-- Satelliten Identifikation
-- Signal/Rauschabstand des angezeigten Satellitensignals
-- Korrektur des internen Oszillators
-- Längen und Breitengrad des aktuellen Standortes
-- Höhe über Meer
-- Aktuelle Uhrzeit (UTC)
.

Über die WLAN Anbindung, ebenfalls im Modul RDR35B eingebaut, ist eine Kabellose Verbindung zum PC möglich. Diese Anbindung wird momentan für Firmwareupdates und zur Screenshot Übermittlung an den PC verwendet. In absehbarer Zeit wird es möglich sein, den RDR55D über diese Schnittstelle auch per geeigneter Software steuern zu können. Der grosse Vorteil von der WLAN Anbindung ist, man hat keine physische Kabelverbindung mehr zum PC. Bekanntlich kann der PC starke Störungen in den LMK-Frequenzen verursachen, wenn dieser per Kabel mit dem Empfänger verbunden wird. Selbstverständlich hat das Modul RDR35B auch eine normale USB2.0  Schnittstelle. Eine S/PDIF Schnittstelle für die Nutzung digitaler Audiosignale ist ebenfalls vorhanden.

Im Modul RDA31B ist ein High-End 24bit DAC-Kopfhörerverstärker eingebaut. Auch ist die Signalausgabe über Chinch an eine Stereoanlage möglich. Dieses Modul verarbeitet nur die Zeitbasierten Modes AM-E, FM, FM-W, DSB/SSB-Q und DIGI. Vor allem die Wiedergabe von UKW-Signalen über dieses Modul ist von herausragender Qualität.

Im Modul RAD18EF passieren die von der Antenne kommenden Signale die Vorselektion (Preselektor), bevor sie auf die  4x 16bit ADC's treffen. Hier werden die gefilterten analogen Signale digitalisiert und zur Demodulation weitergereicht. Bei diesem Modul müssen lediglich die Antennen am jeweils richtigen Eingang angeschlossen werden.

Der Empfang

Meine ersten Empfangserfahrungen mit der Frequenzbasierten Arbeitsweise habe ich im Jahr 2011 mit einem RDR54 machen können. Später kam noch der RDR50 dazu. Mit der Weiterentwicklung der ADC's (Analog Digital Konverter) und FPGA's (Field Programmable Gate Array), sind seither grosse Verbesserungen in der Empfangsleistung erzielt worden. Die früheren, ohnehin schon Rauscharmen RDR-Modelle, sind weiter verbessert worden. Der hier stehende RD55D ist bisher der Rauschärmste Empfänger den ich je testen durfte. Arbeitet man eine Zeit lang mit diesem Gerät und wechselt dann zu einem herkömmlichen Empfänger, wird man erstaunt sein, wie extrem stark die herkömmlichen Geräte rauschen.

Nun, ich habe den RDR55D über mehrere Wochen mit dem Icom IC-R9500 verglichen. Als Antennen verwendete ich die Fenu-CrossLoop/RLA4B und die NTi ML200 mit 8m Umfang.

Die Empfindlichkeit des RDR55D ist von der tiefsten bis zur höchsten Frequenz linear. Signale auf VLF, LW und MW waren mit ihm am besten und am angenehmsten zu hören. AM Signale werden am besten in der Betriebsart "Synch" empfangen. Das Signal wird automatisch vom Rauschen und Fading befreit. Auch gewisse lokale Störungen wie z.B. ein PLC-Störer aus der Nachbarschaft, wurde teilweise rausgefiltert. Auf der Kurzwelle waren die Unterschiede dann geringer. Der IC-R9500 vermochte das eine oder andere Signal besser zu bringen. Das war natürlich seiner Vollausstattung zu verdanken. Die Störbefreiung funktioniert beim IC-R9500 besser. Die Rauschunterdrückung und der Noiseblanker des RDR55D vermochten nicht zu überzeugen. Wenn es mal eng  wurde mit der Verständlichkeit, hielt der RDR55D die Raumklangfunktion bereit, die auch bei schwachen Sendern sehr gut funktionierte und das Signal besser zu Gehör brachte. Der Empfang in SSB klappte wie erwartet auch sehr gut. Durch die trennscharfen Filter konnte der RDR55D den IC-R9500 in sehr engen Situationen auf den Amateurbändern in die Schranken verweisen. Der extreme Trennschärfe wird man sich erst bewusst, wenn man langsam die Bandbreite einengt. 40Hz Einengung sind schon zu hören!

Durch die Frequenzbasierte Arbeitsweise des RDR55D, bekommt die Audiowiedergabe einen etwas blechernen Klang. Wenn man eine Zeit lang mit dem Gerät arbeitet, fällt das dann nicht mehr so auf. Was aber oft auffällt, ist die mangelnde Verständlichkeit bei sehr schwachen Signalen. Hier war der IC-R9500 meistens besser, rauschte aber dafür mehr.

Betreibt man den RDR55D in einer störungsfreien Gegend, kann man beim AM-Empfang auf die Zeitbasierte Betriebsart "AM-E" zurückgreifen. Diese Betriebsart simuliert einen Hüllkurvendemodulator. Die Audio klingt so, als ob sie von einem Röhrenradio kommen würde. Sie klingt warm und füllig. Bedauerlicherweise stehen dieser Betriebsart nur wenige feste Bandbreiten zur Verfügung. Alle anderen Funktionen, wie Bandpasstuning, Notchfilter usw., stehen in dieser Betriebsart nicht zur Verfügung, was sehr Schade ist! Hier wird Potenzial verschenkt. Alle Zeitbasierten Betriebsarten leiden unter diesem Funktionsverlust.

Ein besonderer Leckerbissen, ist der Empfang im UKW-Band. Hier arbeitet der RDR55D Zeitbasiert, also nach herkömmlicher Methode. Durch die hochwertigen und selektierten Bauteile dieses Moduls, wird der Empfang zu einem High-End Erlebnis. Selbstverständlich ist der Empfang in Stereo und auch in Mono möglich. Um das Erlebnis noch zu steigern, ist die Stereobreite einstellbar. So bekommt die Audio noch mehr Räumlichkeit. RDS gehört ebenfalls zur Ausstattung des UKW-Empfängers.

UKW DX'er kommen auch auf Ihre Kosten. Das UKW Modul ist auf höchste Empfindlichkeit ausgelegt und somit für DX geradezu prädestiniert.  Für heikle Situationen, hält der RDR55D einen speziellen Abschwächer bereit, der in 1dB-Schritten das Signal bis zu 48dB abschwächen kann.

Folgende Bandbreiten sind zurzeit für UKW verfügbar:
-- 38KHz S
-- 50KHz S
-- 60KHz HQ
-- 80KHz S
-- 80KHz HQ
-- 120KHz S
-- 120KHz HQ
-- 300KHz HQ
"S" steht für Scharf > Steilflankige Filterkarakteristik
"HQ" steht für High Quality > Runde, weniger steile Filterflanken. Klingt angenehmer, mehr Klangfülle.

Vorneweg; Der UKW-Empfänger im RDR55D, schlägt in Sachen Klang, Trennschärfe, Empfindlichkeit und Funktionalität,  den IC-R9500 um Längen.

Das Grossignalverhalten des UKW-Empfängers gab zu keiner Zeit Anlass zur Kritik. Auch der Empfang über's Kabelnetz, klappte ohne Probleme. Hier kommt der RDR55D so richtig in Fahrt und kann seine UKW-Qualitäten ausspielen. Die Audio klang mit dem 300KHz HQ-Filter einfach super. Das Rauschen, das bei so breiten Filtern oft vorkommt, war beim Empfang über Kabelnetz kaum zu hören. Allerdings mussten die Signale um -20dB abgeschwächt werden, weil die ADC's übersteuerten. Eigentlich kein Beinbruch bei so hoher Empfindlichkeit!

Fazit:

Die Beurteilung des RDR55D war keine schwere Angelegenheit. Die kann nur heissen: Absolute Spitzenklasse! Angefangen bei der Verarbeitung und der Materialwahl des Gehäuses, bis hin zu den Empfangsleistungen auf LMK und UKW, leistete sich der RDR55D keine groben Fehler. Zwei Sachen fand ich nicht so gut. Die mangelnde Verständlichkeit bei der Frequenzbasierten Arbeitsweise bei schwachen Signalen auf KW und die nicht befriedigende Funktion des Noiseblanker und der Rauschreduktion. Diese kleinen Fehler lassen sich wahrscheinlich durch Softwarekorrektur beheben. Davon abgesehen, ist der RDR55D ein Traumempfänger. Leider kostet dieser Luxusempfänger mit Messgerätequalität in der vorliegenden Ausführung um die 5200 Euro.

Herzlichen Dank an Dipl.-Ing. Ralph Menn für die Ausleihe des RDR55D.

Gepostet am 5.11.2015

 

↑↑ Startseite Empfänger