ADAT ADT-200A
Ein Software Defined- Amateurfunkgerät aus Schweizer Produktion, liess um 2008 die Funkamateurszene aufhorchen. Hans Zahnd HB9CBU, präsentierte der Öffentlichkeit den ADAT ADT-200A, ein voll digitaler TRX mit exzellenten technischen Eigenschaften. Der ADT-200A wurde darauf hin von einigen angesehenen Testern auf Herz und Nieren gestestet. Auch Ulrich Rhode N1UL, Teilhaber der renommierten Firma Rhode&Schwarz, hatte den ADT-200A auf dem Tisch und bescheinigte ihm Bestnoten. Der ADT-200A ist selten anzutreffen. Daher ist wenig über ihn bekannt. Er ist ein echter Exote. Funkamateure mit Freude an Hightech Geräten und Hang für das besondere, dürften die Hauptklientel für dieses spezielle Gerät sein. Der ADT-200A ist ein kompaktes und robust gebautes Gerät das ziemlich unscheinbar daher kommt. Er versprüht den kühlen und zurückhaltenden Charme eines Messgerätes. Und das ist er auch, laut Aussage des Entwicklers. Das S-Meter des ADT-200A wie auch die Spektrum Anzeige, die man auf den PC- Bildschirm darstellen kann, sind von hoher Präzision und lassen sich für Messzwecke einsetzen. Vorbei ist die Zeit der so genannten "Schätzeisen". Das S-Meter des ADT-200A hat ein Abweichung von max. ±1,5dB! Der Umstand des eingebauten Senderteils verunmöglichte mir lange die Ausleihe, weil ich kein Funkamateur bin. Nur im Beisein eines lizenzierten Funkamateurs durfte ich das Gerät betreiben. So musste ich erst mal jemanden finden, der die HB9- Funkamateurlizenz besass und bereit war, den Test- Sessions beizuwohnen. Heinz Stampfl HB9KOC erklärte sich bereit, mich bei den Empfangstests zu begleiten. Hans Zahnd HB9CBU, Entwickler des ADT-200A, stellte daraufhin den ADT-200A für Empfangstests zur Verfügung.
Die Bedienung des ADT-200A Der ADT-200A ist ja ein Amateurfunkgerät. Dementsprechend ist er auf Amateurspezifische Anwendungen ausgelegt. Er hat aber trotzdem ein kleines Herz für den Kurzwellenhörer oder für Funkamateure, die ab und zu in die Kurzwellen- Rundfunkbänder reinhören wollen. Auf der Rückseite hat er allerhand Antennen Ein- und Ausgänge, sowie Anschlüsse für die Audio- und PC- Verbindung. Schön ist, für reine Empfangszwecke besitzt der ADT-200A einen separaten BNC- Antennenanschluss. Dieser Antenneneingang ermöglicht den Empfang von 10KHz - 30MHz. Dieser ist mehrfach gegen Überspannung geschützt. Das Empfangssignal durchläuft dann einen hochwertigen, mitlaufenden Preselektor (BP), bevor es im ADC (Analog/Digital Wandler) digitalisiert wird. Anschliessend wird es der DSP zugeführt, wo die Demodulation und Filterung stattfindet. Danach geht es weiter zur DAC (Digital/Analog Wandler), wo es analogisiert wird um es hörbar zu machen.
Nach dem Einschalten des Gerätes wird zuerst ein Selbsttest abgearbeitet. Es sind einige Relais- Klicks aus dem Geräteinnern zu hören. Der ADT-200A hat einen eingebauten Lüfter der permanent läuft. Zum Glück ist dieser leise und daher kaum zu hören. Nach Betätigung des Lautstärkereglers musste ich erstaunt zur Kenntnis nehmen, dass das Gerät keinen eingebauten Lautsprecher besitzt! Da musste zuerst mal einen passender Lautsprecher hinten angeschlossen werden. Nach dem anschliessen der Aktivlautsprecher des Computers, stellte ich ratternde Störgeräusche fest, die aus dem Lautsprecher kamen. So nahm ich Behelfsmässig einen passiven Lautsprecher meiner Stereoanlage um auszuschliessen, dass die Geräusche wegen einer Masseschleife zustande kamen. Leider war das Rattern immer noch da! Es kam also vom ADT-200A. Doch im Empfangsbetrieb ist die Störung nicht zu hören. Da ich Empfangstests praktisch nur mit Kopfhörer mache, stellte sich ein Problem in den Weg! Der ADT-200A hat keinen regulären Kopfhöreranschluss an der Gerätefront. Er besitzt eine Lemo- Buchse, die alle Anschlüsse für Kopfhörer und Mikrofon in sich vereint. So musste ich Herrn Zahnd bitten, mir ein Lemo- Stecker zu schicken, damit ich mir einen Adapter mit einer 3.5mm Klinkenbuchse zurecht machen konnte. So geschah es dann auch und die Empfangstests und Vergleiche konnten beginnen. Der ADT-200A besitzt keine Zehner- Tastatur für die direkte Frequenzeingabe. Stattdessen hat er Bandwahltasten für die Amateurfunkbänder und sogar für die Rundfunkbänder inkl. LW und MW. Anwahltaste drücken, mit dem "Select"- Knopf das gewünschte Band wählen und den Select- Knopf drücken. Nebst dem, kann man auf die selbe Art und Weise auch in MHz- Schritten die gewünschte Frequenz anwählen. Danach wird mit dem Seidenweich laufenden VFO- Knopf die Wunschfrequenz angekurbelt. Dasselbe gilt für die Wahl der Betriebsarten wie auch für die Bandbreitenwahl. Die Schrittweiten lassen sich mit den beiden Knöpfen oberhalb des VFO- Knopfes wählen. Leider merkt sich der ADT-200A nicht, welche Schrittweite zur Betriebsart zuletzt benutzt wurde. Die Bedienung des ADT-200A ist etwas unübersichtlich, weil alles in Menüs und Untermenüs organisiert ist. Man braucht schon eine gewisse Zeit für die Einarbeitung. Der ADT-200A kann mit dem ADAT-Commander auch von einem Computer aus gesteuert werden. Die Installation unter Windows 10 geht recht flott. Die Verbindung zum Gerät wird über eine USB2.0 Schnittstelle hergestellt. Die Kommunikation zwischen dem ADT-200A und dem ADAT-Commander klappte auf Anhieb. Sobald das Steuerprogramm gestartet wird, werden zuerst die Speicher des ADT-200A ausgelesen. Diese können dann im integrierten Memory-Manager beschriftet und aufs Gerät zurückgeladen werden. Platziert man den Mauszeiger auf den Abstimmknopf und dreht am Mausrad, sollte sich eigentlich die Frequenz ändern. Doch nichts geschah! Unter "Edit" gelangt man zur direkten Frequenzeingabe. Frequenz eingegeben und Enter gedrückt. Auch hier passierte nichts. So wurde das Programm neu installiert und in der Windows Firewall freigeschaltet. Leider ohne Erfolg. Gewisse Funktionen wie z.B. den VFO ändern funktionierte. Die Vermutung lag nahe, dass der ADAT-Commander nicht 100%ig Windows 10 kompatibel war oder einen Bug enthielt. So musste der Versuch abgebrochen werden. Man hat noch die Möglichkeit, ein Spektrum mit bis zu 2MHz Sichtbreite auf den PC- Bildschirm darstellen zu lassen. Die Verbindung zum Gerät klappte ohne Probleme. Leider kam auch beim Spectrum-Analyzer keine richtige Freude auf. Es funktionierte zwar alles, leider nur sehr langsam. Der ADAT-200A liess sich durch die Eingaben am Spectrum-Analyzer nicht ansprechen. Nur wenn man am Geräte- VFO dreht, ändert sich sich auch die Frequenz im Spektrum. Die PC- Steuerung des ADT-200A ist nicht so wie bei anderen SDR's. Leider kann man den ADAT-Commander und den Spectrum-Analyzer nicht gleichzeitig laufen lassen, was die Funktionalität doch sehr einschränkt. ADAT-Commander
ADAT Spectrum Analyzer
Der Empfang mit dem ADT-200A Um die Empfangsleistung eines Empfängers bestimmen zu können, ist ein Vergleichsgerät notwendig. Hierfür nahm ich den Icom IC-R8600. Er kommt dem ADT-200A am nächsten. Er ist ebenfalls ein Standalone-SDR mit einer 14bit ADC. Es kamen diverse Antennen zum Einsatz: Stampfl Aktiv Dipol, Reuter Kreuzloop/RLA4/2E und die alte Datong AD370. Auf 11.9KHz waren seit langem wieder mal die Alpha-Signale aus Russland zu hören. Diese Aussendungen werden für die Radionavigation von Flugzeugen, Schiffen und U-Booten verwendet. Der ADT-200A brachte den Sender nahezu mit gleicher Hörbarkeit an den Kopfhörer wie der IC-R8600. Allerdings musste beim Icom der Vorverstärker zugeschaltet werden. Beide Geräte wurden auf CW gestellt mit einer Bandbreite von 100Hz. Auf der Langwelle ist BBC4 auf 198KHz hier täglich mit recht starkem Signal zu hören. Diesmal wurde der Sender durch eine lokale Störung, eine Art Rattern, gestört. Der Noiseblanker des ADT-200A konnte das Rattern restlos beseitigen, so dass der Sender einwandfrei aufzunehmen war. Hier machte sich der exzellente AM-Empfang des ADT-200A bemerkbar. Sehr geringes Rauschen und eine famose Sprachwiedergabe. Der IC-R8600 hatte im Vergleich dazu eine eher dumpfe Wiedergabe und rauschte etwas mehr. Aber sein Noiseblanker konnte die Störungen auch restlos beseitigen. Auf der Mittelwelle am späten Nachmittag auf 531KHz. Jil FM aus Algerien machte sich langsam bemerkbar. Leise und mit starkem Fading. Auch mit der flexibel einstellbaren AGC des ADT-200A konnte das Fading nicht entfernt werden. Was hier sehr vermisst wurde war ein Synchrondetektor. Dieser ist beim ADT-200A zwar schaltbar, ist aber nicht in der Gerätefirmware implementiert, was wirklich schade ist. Der IC-R8600 hingegen, konnte mit seinem Synch.- Detektor den Sender deutlich ruhiger an den Kopfhörer liefern. Allerdings auch nicht ganz frei von Fading. So ging es weiter Richtung Kurzwelle, direkt auf das 80m Amateurfunkband. Mit korrekt eingestellter AGC bei 2.4KHz Bandbreite auf LSB ist die Wiedergabe des ADT-200A ganz einfach genial! Geringstes Rauschen und eine absolut runde und klare Sprachverständlichkeit. Der Icom war auch sehr Rauscharm, kam aber trotzdem nicht ganz an die Verständlichkeit des ADT-200A heran. Da fehlte es etwas an Brillanz. Bei sehr schwachen Stationen an der Grasnarbe, waren beide ziemlich gleichauf. Am frühen Abend auf 4885KHz war Echo of Hope aus Südkorea im Fade-In. Bei diesem Signal brachte der IC-R8600 die bessere Verständlichkeit an den Kopfhörer. Das ist dem Synch.- Detektor zu verdanken. Weil der ADT-200A keinen hat, verhinderte das typische AM- Knistern ein bessere Verständlichkeit. Das 49m Band am späten Nachmittag. Das Band füllt sich langsam mit Sendern und die Nachbarkanalstörungen nehmen zu. Da kommt es auf steilflankige Bandbreitenfilter an. Das ist für den ADT-200A selbstverständlich kein Problem. Die digitalen Filter trennen die Sender Messerscharf voneinander. Leider aber lassen sich die Bandbreitenfilter nicht stufenlos regeln. Sie lassen sich in AM nur grob in 1KHz- Schritten einstellen. Diese Funktion ist beim moderneren IC-R8600 besser gemacht. Die Bandbreite lässt sich in 100Hz- Schritten einstellen mit ebenfalls sehr hoher Trennschärfe. Hier ist der IC-R8600 im Vorteil. Praktisch alle Empfangssituationen in AM und SSB bis ca. 20MHz boten das selbe Bild. Der ADT-200A hatte meistens eine etwas bessere Sprachverständlichkeit als der IC-R8600. Ausser bei schwachen Sendern in AM. Da hatte der IC-R8600 die Nase leicht vorne wegen dem Synch.- Detektor. Die Empfindlichkeit war rein Gehörmässig bei beiden Geräten auf selbem Niveau. Nur, oberhalb 20MHz zeigte der ADT-200A gegenüber dem IC-R8600 eine leicht bessere Empfindlichkeit. Der Bakensender DK0TEN auf 28257KHz kam beim ADT-200A etwas besser. Damit der IC-R8600 hier mithalten konnte, musste der Vorverstärker zugeschaltet werden. Grosssignalprobleme oder Intermodulationen wurden während den Test- Sessions keine festgestellt. Fazit: Obwohl der ADAT ADT-200A aus der Anfangszeit der SDR- Amateurgeräte stammt, überzeugt er durch seinen exzellenten Empfänger! Die Wiedergabe in AM ist sehr klar und absolut Rauscharm. Das erinnerte mich an den Cubic CDR-3250. Dieser hatte eine ähnlich exzellente Wiedergabe. Leider ist kein Synchrondetektor verfügbar, obwohl dieser im Menu angewählt werden kann. Hier wird viel Potenzial verschenkt! In SSB lässt der ADT-200A keine Zweifel aufkommen. Audiowiedergabe, Empfindlichkeit und Trennschärfe stehen dem moderneren Icom IC-R8600 in nichts nach und übertrifft diesen in der Klarheit der Audiowiedergabe. Ein bisschen Anlass zur Kritik gab das Bedienkonzept des ADT-200A. Dieses ist nicht sehr Bedienerfreundlich. Die Steuerung über PC mit dem ADAT-Commander gestaltete sich als grosse Hürde! Das Gerät konnte nicht richtig damit gesteuert werden. Möglicherweise gab es auch Kompatibilitätsprobleme mit Windows 10. Früher war mal die Rede davon, eine reine Empfängervariante anzubieten. Leider wurde nichts daraus. gepostet: 19.01.2019
|