Aktivdipol AD370 (Refreshed)
Ende Oktober 2023 erhielt ich eine Email vom dazumal unbekannten
Hobbykollegen "Thilo O." mit der Frage, welche Ferritring-Typen der Verstärker der Datong AD370 haben könnte.
Auch die Wicklungszahl der Doppel- und Dreifachdrähte waren ihm
wichtig. Da ich zwei Stück von diesen seltenen
Aktivdipol-Verstärkern besitze, machte ich Thilo detaillierte
Aufnahmen der Verstärkerplatine, aus der man die Wicklungszahl gut
sehen konnte. Leider war mir der Ferritring-Typ auch unbekannt. Im
Internet sind keine Angaben diesbezüglich zu finden. So fragte ich
eine befreundeten Techniker an, welcher
Ferritring-Typ er hierfür empfehlen würde. Der Ferritring-Typ "N30" sollte der richtige
sein, was sich dann auch bewahrheitete.
Der Grund für die Anfrage war, er wollte die Datong-
Verstärkerplatine möglichst genau nachbauen. Ich war ein wenig
überrascht! Die AD370 arbeitet nach dem Prinzip der
"Trafo-Gegenkopplung" und das bewickeln der Ferritringe ist
aufwändig und nicht einfach. Die meisten Techniker wollen das
"Gefummel" möglichst umgehen. Nun, einer hat die Mühe auf sich
genommen.
Hier findet man Details zum Funktionsprinzip der AD370. >Link<
Anfangs Dezember 2023
bekam ich unerwartet die Meldung, dass die AD370-R zu mir
unterwegs war. Und zwar fertig in ein Gehäuse eingebaut.
Das war natürlich sehr erfreulich. Die tot geglaubte AD370 wurde
zu neuem Leben erweckt.
Nach ein paar Tagen traf die Sendung hier ein. Thilo schickte mir
den Antennenverstärker, damit ich ihn mit dem originalen
AD370-Verstärker vergleichen konnte. Ziel war es, möglichst
identisches Empfangsverhalten zu erhalten. Damit dies möglich war,
musste ich das Gehäuse des Nachbaus etwas umarbeiten. Ich montierte
die Strahlerhalter die ich früher bei anderen Aktivdipol-Projekten
verwendet hatte, um gleich lange Dipolelemente anbringen zu können.
Siehe Bild unten. Auch die Masthalterung musste ich selbst bauen.
Dies möglichst identisch zum Original.
Fernspeiseweiche
Damit der
Verstärker der Aktivantenne mit der nötigen Spannung versorgt werden
kann, ist eine Fernspeiseweiche notwendig. Diese ermöglicht
gleichzeitig das empfangene Signal von der Antenne kommend, in den
Empfänger weiterzuleiten. Damit das funktioniert, ist eine
elektronische Schaltung in der Weiche enthalten. Diese verhindert
auch, das die Versorgungsspannung in den Empfänger gelangt. Das wäre
auf jeden Fall schädlich für den Empfänger. Auch müssen die Bauteile
richtig dimensioniert sein, damit sie den gesamten Frequenzbereich
den der Verstärker in der Lage ist zu empfangen, auch zum Empfänger
durchlässt. Und das möglichst Störungsfrei!
Das war das Problem der Original Datong AD370. Ihre Fernspeiseweiche
war schlecht gebaut und verursachte schlechten Empfang in der Lang-
und Mittelwelle. Das Signal war stark verrauscht. Mit einer
guten Fernspeiseweiche empfing die AD370 um Klassen besser.
Die Fernspeiseweiche lieferte mir Thilo einige Wochen später nach,
weil nicht klar war, welche Weichenschaltung er bauen sollte. Woher
die Schaltung stammt, kann ich nicht sagen.
So probierte ich die Fernspeiseweiche mal aus. Der Empfang war
soweit in Ordnung, bis die höheren Frequenzbereiche im Fokus waren.
Zwischen 20 und 30MHz bemerkte ich ein erhöhtes Rauschen im Empfang.
Im Vergleich mit der Original AD370 zeigte sich dann der Unterschied
am Breitbandspektrum. Zwei dicke Rauschglocken waren im Spektrum zu
sehen, ca. 15dB über das normale Grundrauschen. Da konnte etwas
nicht stimmen! Ich schraubte die Fernspeiseweiche auf um zu checken,
ob irgendwo eine schlechte Lötstelle zu sehen war. Das war es nicht.
Wieder angeschlossen und auf Empfang, wickelte ich mal ein grosses
Stück Aluminiumfolie um die Weiche. Siehe da! Das Rauschen zwischen
20-30MHz war verschwunden. Also muss etwas mit der Weiche nicht
stimmen! Ich baute darauf hin die Platine aus, und schaute mir das ganze
genauer an.
Es stellte sich heraus, das die Platine V1.0 keine Massefläche besass.
Hielt man sie vor einer hellen Lampe, durchleuchtete das Lichte die
Platine. Es waren nur die Leiterbahnen zu sehen. Auch waren die
Leiterbahnen der Platine sehr dünn, was nicht optimal war. Es
waren also zwei Fehler in der Platine vorhanden.
Thilo wurde darüber in Kenntnis gesetzt, worauf er sich an den
Bau einen neuen Platine machte. Die neue Platine V2.1 war nach kurzer
Zeit hier. Die Abmessungen der neuen Platine waren gleich gross und
konnte ins gleiche Gehäuse eingebaut werden. Sie funktionierte
etwas besser, leider aber noch nicht ganz sauber. Die Rauschbuckel
waren nun über 29MHz und nicht mehr mitten in der Kurzwelle. Zudem
reagierte die Weiche auf naheliegendes Metall. Also noch nicht
zufriedenstellend.
Den Vergleichstest habe ich kurzum mit einer anderen Fernspeiseweise
gemacht, denn der AD370-R Verstärker arbeitet sauber. Die
Fernspeiseweiche
CPI1000DP von Bonito wurde hierfür verwendet. Die funktioniert
tadellos.
Bild
1: Fehlerhafte Fernspeiseweiche V1.0 der AD370-R
(weisse Platine)
Bild 2: Korrigierte Fernspeiseweiche V2.1 der AD370-R
(grüne Platine)
Original-Fernspeiseweiche der Datong AD370.
Eine Fehlkonstruktion, die die Empfangsleistung der AD370 extrem
einschränkte.
Die Verstärker AD370 Original / AD370-R
Die Gegenüberstellung! Sieht man sich die beiden
Verstärker an, kann man nicht sagen, dass sie gleich
aussehen. Wo man eine gewisse Ähnlichkeit sieht, ist bei den
Handgewickelten Ferritringen. Beide Platinen haben je 5 Stk.
davon. Wichtig ist, das die elektrischen Werte und das
Empfangsverhalten gleich sind. Bei einem Schnelltest der AD370-R wurden keine Mängel festgestellt. So kann man sich dem
eigentlichen Vergleichstest zuwenden.
Datong AD370
Original Verstärkerplatine
Baujahr um 1990
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Datong AD370-R Verstärkerplatine (Nachbau)
Baujahr 2023
|
Der Vergleich
Um einen Vergleichstest durchzuführen, muss man den beiden
Antennen möglichst die gleichen Bedingungen bieten.
Ich habe die Kandidaten an den selben GFK-Masten montiert.
Vorgängig wurde kontrolliert, ob sich die Antennen gegenseitig
beeinflussten. Das war nicht der Fall.
Testbedingungen
-Aufbauhöhe AD370-R: 5.5m
-Aufbauhöhe AD370 Original: 4.9m
-Länge der Dipolelemente bei beiden Antennen: 2x1.25m
-Fernspeiseweiche AD 370-R: Bonito CPI1000DP
(die mitgelieferte FSW
funktionierte zum Testzeitpunkt nicht sauber)
-Fernspeiseweiche AD370 Original: Bonito
CPI1000DP
(die originale FSW taugt nichts)
-Koaxialkabel Belden H155 bei beiden Antennen
-Empfänger Winradio G33DDC Excalibur Pro
-Empfänger Elad FDM-S3
-Antennenschalter: Elad ASA-62 & passiver Antennenschalter
Es zeigte sich relativ schnell, in
welche Richtung der Vergleichstest gehen würde.
Die beiden Antennen unterscheiden sich minimal voneinander. Im VLF-Bereich
empfangen beide Antennen gleich gut. Unterschiede sind nur bei der
Aufnahme lokaler Störungen wahrzunehmen. Die AD370-R ist im Bereich
0-200KHz weniger anfällig darauf. Mit steigender Frequenz
sieht man anhand der Wasserfalldiagramme, das die AD370-R im
Vergleich etwas weniger Grundrauschen hat und auch weniger anfällig
auf lokale Störungen ist. Je dunkler das Blau, umso
tiefer ist das Grundrauschen. Das sieht man im 0-30MHz Wasserfalldiagramm.
Der Verstärkungsgrad der beiden Antennen liegt sehr nahe
beieinander. Die AD370-R hat in den oberen Frequenzbereichen
ca. 3dB weniger Pegel. Das macht sich nur bei den schwächsten
Stationen im 11/10m Band bemerkbar.
Wasserfalldiagramm
0-30MHz
Das Wasserfalldiagramm
oben stellt den Frequenzbereich 0-30MHz mit 1.5KHz Auflösung dar.
Klickt man darauf, öffnet sich ein neues Browserfenster. Die JPG-Datei ist über 70MB gross
und braucht ein paar Sekunden zum laden. Das Wasserfalldiagramm ist
dann stark
vergrössert. So sieht man jedes Detail. Ich empfehle
das aufrufen dieser Datei nur mit schneller Internetverbindung.
Wasserfalldiagramme
0-200KHz - 0-2MHz - 2-6MHz
Wasserfalldiagramme
6-10MHz - 10-14MHz - 14-18MHz
Wasserfalldiagramme
18-22MHz - 22-26MHz - 26-30MHz
Grosssignalverhalten
Das ist immer ein grosses Thema, das
Grosssignalverhalten! Wie verträgt die AD370-R starke
Signale?
Die AD370 Original kenne ich schon seit Jahren. Sie ist
meine Referenzantenne. Das bedeutet nicht das sie perfekt ist. Denn
sie kommt ab und zu auch an ihre Grenzen. Bei Signalen ab S9+35dBm
fängt sie an Intermodulationen zu erzeugen. Bis jetzt waren das
immer Signale auf der doppelten Senderfrequenz. Selten waren Sendergemische zu hören. Dann mussten schon
ein paar sehr starke Sender vorhanden sein, die sich auf diversen
Frequenzen mischten.
Die AD370-R kenne ich erst seit Anfangs 2024. Fast jeden Abend war
ich auf der Suche nach Intermodulationen. Und ich fand sie! Sie sind
praktisch gleich wie die der AD370 Original. Auch hier unterscheiden
sich die Antennen kaum voneinander. Sendergemische waren Mangels
sehr starker Signale nicht vorhanden.
Empfang über 30MHz
Die AD370 Original empfängt laut den technischen Daten bis
100MHz. Da hält die AD370-R mit. Das UKW-Rundfunkband war mit beiden
Antennen in fast gleicher Qualität zu empfangen. Die AD370-R rauscht
etwas mehr in diesem Bereich. Das liegt an der Fernspeiseweiche. Dieses 19MHz breite
Wasserfalldiagramm wurde mit dem Elad-S3 gemacht.
Bezugsquelle für
die AD370-R
Für weiterführende Informationen
titus.oxx@gmail.com
Fazit:
Thilo ist es gelungen,
die alte Datong AD370 zu neuem Leben zu erwecken! Die AD370-R
funktioniert weitgehend gleich gut wie das Original. Abgesehen von
nicht tragischen Details, wie etwas weniger Pegel in den obersten
KW-Bereichen. Ein Problem gibt es dennoch. Die Fernspeiseweiche hat
nach dem update immer noch Fehler. Sie verursacht über 29MHz
eine Rauschglocke. Auch reagiert sie auf naheliegende Metallflächen.
Ich bin sicher das dieses Manko noch behoben wird.
Abgesehen davon, ist die AD370-R ein würdiger Nachkomme der alten
Datong AD370.
gepostet: 17.03.2024
Aktivdipol AD370-R update
Nach
ein paar Monaten Betriebserfahrung und Rückmeldungen an den
Hersteller, wurden folgende Änderungen am Verstärker und an der
Fernspeiseweiche gemacht.
An zwei Transistoren wurden Kühlelemente angebracht, um die erzeugte
Wärme besser abzuleiten.
Die
Fernspeiseweiche wurde neu aufgebaut und in ein
Aluminiumguss-Gehäuse eingebaut. Nun funktioniert sie tadellos.
gepostet: 21.07.2024
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