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Aktivdipol Stampfl X-One

 

Im Jahr 2019 testete ich den ersten Aktivdipol von Heinz Stampfl (HB9KOC). Diese Antenne war sozusagen die Wiederbelebung der vergessenen Aktivdipole. Wieso diese Interessante Antennenform vergessen ging ist mir ein Rätsel. Es wurde nur noch von den "Magnetic-Loops" und ihren famosen Empfangsleistungen gesprochen. Das natürlich zurecht! Der Stampfl Aktivdipol fand nach der Markteinführung viele begeisterte Anhänger. Denn der Empfang war und ist ausgezeichnet für die geringen Abmessungen der Antenne. Leider wurde er nur als Bausatz verkauft, was die Verbreitung der Antenne offensichtlich erschwerte.
Nun stellt Heinz Stampfl den Nachfolger seines ersten Aktivdipols vor. Die X-One! Diese Antenne kommt nun (fast) fixfertig zusammengebaut in die Hände des SWL's.

 

Die wichtigsten technischen Daten der X-One
 
-- Frequenzbereich: 90KHz - 150MHz (nutzbar ab 10KHz)
-- Polarisation: Horizontal
-- Grosssignalfestigkeit IP3: 28dBm - IP2: 66dBm
-- Hohe Selektionswirkung 
-- Ausgezeichnete Gleichtaktunterdrückung
-- Stromverbrauch 270mA / 12V
-- Mastbefestigung: 40-60mm
-- Gesamtlänge der Antenne: 0.8m
-- Gewicht: ca. 900g
 
Lieferumfang:
 -- X-One
-- Fernspeiseweiche DCW-1
-- DC-Kabel
-- Bananenstecker
-- Adapter N auf BNC
-- Krallenschelle

 

Auspacken, Zusammenbau

Die X-One kommt weitgehend zusammengebaut  in einer festen Kartonschachtel daher. Nach Begutachtung des Paketinhaltes, geht es an den Zusammenbau!
Es müssen nur die Dipolelemente, die Endkapazitäten und die Krallenschelle montiert werden. Bei der Montage der Dipolelemente ist zu beachten, dass die Dichtflächen am grauen Polycarbonat-Gehäuse nicht beschädigt werden. Sonst kann es zu Undichtigkeiten kommen und Feuchtigkeit dringt ins Antennengehäuse ein.
Auch sehr wichtig für die Dichtheit sind die zwei O-Ringe an den Dipolelementen. Diese müssen sauber in der Nut liegen. Kleiner Tipp an der Stelle: Falls vorhanden, die O-Ringe mit etwas Silikonfett einschmieren. Das hält die Gummi O-Ringe für sehr lange Zeit weich. Anschliessend werden die Inbusschrauben im Gehäuse-innern fest angezogen. Darauf achten, das man mit dem Werkzeug nicht ausrutscht und die Verstärkerelektronik beschädigt. Leider wurde bei der Fertigung der Dipolelemente vergessen, ein Werkzeuganschlag zu machen. Das hätten zwei kleine Einfräsungen in den Rundstab sein können, damit  z.B. ein Maulschlüssel ansetzen zu können um die Dipolelemente fest anziehen zu können. Nicht jeder besitzt einen Schraubstock!
Will man die UKW-Sperre aktivieren, müssen die Jumper J1 & J2 auf der Verstärkerplatine entfernt werden. Beim Deckel darauf achten, dass die Neoprendichtung sauber in der Nut liegt. Dann die vier Eckschrauben fest anziehen. Fertig!

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Aufbauort und Mastmontage

Im Idealfall wurde der Aufbauort der X-One vorgängig ermittelt. Das sollte ein HF-mässig, ruhiger Standort sein, möglichst weit weg vom Häuslichen Störnebel. Aufgebaut wird die X-One an einen Masten aus Aluminium, Stahl, oder auch GFK. Der Mastdurchmesser kann von 40mm bis 60mm betragen. Wichtig ist ebenfalls, dass die Antenne möglichst frei steht. Mindestabstand zu Wänden und Bäumen ca. 4m. Die Aufbauhöhe ist essenziell und sollte mindestens 5m betragen. Wird die X-One höher als 10m montiert, sollte man auf Übersteuerungseffekte achten. Treten diese auf, ist die Aufbauhöhe zu reduzieren. Die Richtwirkung der X-One kann dafür genutzt werden, Störungen auszublenden. Wie bei Loop-Antennen, sind Aktivdipole auch Richtantennen, vornehmlich in den unteren Frequenzbereichen. Je höher die Frequenz, umso mehr nimmt die Richtwirkung ab. Der Einsatz eines Rotors kann in betracht gezogen werden und erhöht die Flexibilität der Antenne.
Wenn der Mast metallisch ist, sollte dieser fachgerecht geerdet werden. Die X-One selbst braucht keine Erdverbindung, weil sie ihr Gegengewicht durch das zweite Dipolelement schon hat. Ein Aktivdipol ist eine symmetrische Antenne.


Oben: X-One
Unten: Datong AD370 in einem Selbstbaugehäuse.


 

Die Empfangsrichtung des Aktivdipols. 90° versetzt zu den Dipolelementen.

 

Das Aussehen der X-One

Zugegeben, ein Aktivdipol mit diesen Scheiben an den Enden der Dipolelemente ist ungewöhnlich anzuschauen, aber in der Praxis nichts Neues. Sieht man sich professionelle Aktivdipole von Rohde & Schwarz an stellt man fest, das bei gewissen Modellen solche Scheiben angebaut sind.
Warum diese Scheiben? Das sind sogenannte Kapazitäten und dienen dazu die Kapazität zu erhöhen und die Antennengrösse zu reduzieren. Erhöht sich die Kapazität, erhöht sich auch die Spannung an den Dipolelementen. Das hat direkten Einfluss auf den Empfangspegel.

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Auf Wellenjagd mit der X-One

Testbedingungen
-- Masten aus GFK
-- Aufbauhöhe X-One 5.5m
-- Aufbauhöhe AD370 4.9m
-- Fernspeiseweiche bei beiden Antennen gleich. Stampfl DCW-1
-- Koaxialkabel Belden H155 bei beiden Antennen
-- Empfänger Winradio Excalibur G33DDC
-- Antennenschalter Elad ASA-62

Ich hatte die X-One über mehrere Monate im Dauerbetrieb und konnte mir ein gutes Bild der Antenne machen.
Das auffällige ist erstmal die Antenne selbst! Mit den Kapazitäten an den Dipolelementen sieht sie schon speziell aus. Man könnte meinen, eine Antenne von Rohde & Schwarz ist am Masten montiert. Durch die dicken Dipolelemente ist die X-One schwer im vergleich zur Konkurrenz, der Datong AD370. Mit dieser altbewährten Antenne die meine Referenzantenne ist, habe ich die X-One verglichen. Die AD370 ist deutlich leichter und auch nicht so auffällig wie die X-One. Dafür sind die Dipolelemente je 1.2m lang und 2.5mm dünn.
So dünne Dipolelemente haben ihren Nachteil, besonders im Winter wenn Schnee liegt. Dann werden die dünnen Dipolelemente durch das Gewicht des Schnees regelrecht runtergedrückt. Die X-One mit ihren dicken Dipolelementen beeindruckt das nicht. Dafür ist sie wie geschaffen. Die Mechanik ist superstabil und trotzt jeder Witterung. Ausser die runden Kapazitäten an den enden der Dipolelemente, diese bieten eine Angriffsfläche für den Wind.

Mittlerweile gibt es sehr gute Aktivdipole. Für Tester wird es immer schwieriger die Empfangsleistungen dieser Antennen zu beurteilen. Die Empfangsleistungen liegen oft nahe beieinander! Audiovergleiche aufzunehmen haben sich bei diesem Vergleich fast nicht gelohnt. Die Unterschiede sind nur an sehr schwachen Stationen hörbar, wenn überhaupt. Beide Antennen empfangen weitgehend gleich gut. Unterschiede sind nur an der Grasnarbe erkennbar. Und das nur wenn man sich auf das Signal konzentriert.
In den Abendstunden, wo die Summensignale ansteigen und die Pegel bei einigen Stationen über S9+30dBm steigen, machten sich leichte Übersteuerungs- Erscheinungen bei der X-One bemerkbar. Vornehmlich bei Signalen aus dem 31m Band, machten sich Intermodulationen auf der doppelten Frequenz bemerkbar. Auch die AD370 zeigte dieses Verhalten. Allerdings erst bei höheren Signalstärken um S9+35dBm und höher.
Was die X-One deutlich besser kann als die AD370, ist die Unterdrückung von Gleichtaktstörungen. Das ist sehr gut auf den unteren Frequenzbereichen festzustellen. Der Empfang ist deutlich Rauschärmer. Mit zunehmender Frequenz nimmt der Gesamtpegel der X-One leicht ab, was bei ganz schwachen Stationen im direkten Vergleich auffällt.
Das aktivieren der UKW-Sperre hat einen leicht negativen Effekt zur Folge. Das Grundrauschen erhöht ist etwas. Das können je nach Frequenzbereich bis 3dB sein. Laut Hersteller ist das auf Unsymmetrien in der UKW-Sperre zurückzuführen.

Für das abhören der Audioaufnahmen unbedingt ein Kopfhörer benutzen.
Sekunde   0-10 > X-One
Sekunde 10-20 > AD370

18.3khz
RDL Russian Navy
66.66khz
BPC Time Signal
153khz
Antena Satelor
1170khz
R. Capodistria
3485khz
Gander Volmet
6290khz
Piratensender NL
8957khz
Shannon Volmet
10051khz
Gander Volmet
13020khz
Sound of Hope
14670khz
Time Signal CHU
21630khz
BBC Acension
25000khz
Time Signal Colorado
25900khz
BBC Talata Volondry
28257khz
 Bake DK0TEN


Wasserfalldiagramme

Pegelunterschiede der beiden Antennen sieht man am besten im Wasserfalldiagramm. Das Dunkelblaue stellt das Grundrauschen dar. Je heller dieses Blau ist, um so höher ist das Grundrauschen. Grundsätzlich kann gesagt werden, das die Pegelunterschiede zwischen beiden Antennen max. 5-8dB betragen. Auch das SNR (Signal/Rauschabstand) kann man davon grob ableiten. Je farbiger die Striche (Sender) sind und umso dunkler das blaue, umso besser ist das SNR.

Wasserfalldiagramm  unten:
Zum ersten Mal habe ich ein solches 0-30MHz Diagramm mit höchster Auflösung gemacht. Die JPG-Datei ist über 70MB gross. Klickt man darauf, öffnet sich ein neues Browserfenster mit dem Ausschnitt unten. Dieser ist stark vergrössert. Die 0-30MHz werden mit einer Auflösung von 1.5KHz dargestellt. So sieht man jedes Detail im Wasserfall. Ich empfehle das aufrufen dieser Datei nur mit schneller Internetverbindung. Ansonsten die Spektrumsausschnitte unten verwenden. Die Ausschnitte sind jeweils 4Mhz breit.

 

Wasserfalldiagramm-Ausschnitte:
 0 - 160KHz , 0 - 4MHz, 2-6MHz, 6-10MHz

.

Wasserfalldiagramm-Ausschnitte:
10-14MHz, 14-18MHz, 18-22MHz, 22-26MHz, 26-30MHz

.

 

Empfang im UKW-Bereich und bis 150MHz

Gemäss den technischen Daten empfängt die X-One bis 150MHz. Auch die Datong AD370 soll bis 100MHz empfangen. Die topografische Lage meines Wohnorts erlaubt leider keinen sehr guten UKW-Empfang. Flugfunk geht gerade noch so. Alles darüber ist für Vergleiche nicht geeignet. Daher ist die X-One in diesem Frequenzbereich nur angetestet.
Die Vergleiche habe ich mit dem ELAD FDM-S3/DCM gemacht.
 

Unten ein knapp 20MHz breites Wasserfalldiagramm vom UKW-Band. Darin ist gut zu erkennen, dass die X-One deutlich besser als die AD370 empfängt. Sie bringt die Stationen mit mehr Pegel bei praktisch gleichem Grundrauschen. Also besseres SNR.

Für das abhören der Audioaufnahmen ein Kopfhörer benutzen.
Sekunde   0-10 > X-One
Sekunde 10-20 > AD370

UKW-89.0Mhz
300k-SWR4 FN
UKW-91.8Mhz
80k-SWR1
UKW-101.5Mhz
300k-SRF1
UKW-106Mhz
80k-Baden FM

 

Das gesamte Flugfunkband auf einen Blick. Leider war die Funk-Aktivität sehr mager. Die X-One empfängt auch hier recht gut. Die AD370 fällt deutlich ab, was auch nicht verwundert.


Fazit:

Die X-One fällt durch ihr spezielles Aussehen auf. Sie ist robust gebaut und kann manchem Unwetter trotzen.
Sie wird als komplette Antenne geliefert und erspart so vielen SWL's das lästige auftreiben bestimmter Bauteile wie Gehäuse, Krallenschelle usw. Das aufbauen ist somit schnell erledigt.
Empfangsmässig reiht sich die X-One in die Spitzengruppe der Aktivantennen ein. Sie überzeugt durch sehr ruhigen und Rauscharmen Empfang und ist in manchen Empfangssituationen der AD370 leicht überlegen. Das Grossignalverhalten auf der Kurzwelle ist nicht ganz überzeugend. Bei starken Summensignalen sind hie und da Intermodulationen auf der doppelten Senderfrequenz zu hören. Wird die UKW-Sperre aktiviert, erhöht sich das Grundrauschen etwas, was Nachteilig ist.
Die X-One liefert keine brutale Pegel und ist somit auch für günstigere Empfänger gut geeignet.
Der Empfang im UKW-Rundfunkband ist für normale Bedürfnisse gut genug.

Ein rundum gelungene Antenne!
 

gepostet: 21.02.2024

 

 

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