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Drake DSR-2

Ende Januar 2025 war ich in Zürich um einen Kollegen zu besuchen und lief an einem Secondhandladen vorbei. Ich blickte kurz durch das Schaufenster und lief weiter. Ein paar Schritte weiter realisierte ich, das ich ausgezogene Radioantennen gesehen hatte. Aus Neugier ging ich zurück und betrat das Geschäft um rauszufinden, ob sich ein gescheites Radio darunter befand. Leider Fehlanzeige! Weil ich schon mal da war, stöberte ich noch ein bisschen in dem überfüllten Laden. Wie es das Schicksal wollte, lief ich in eine Ecke, in der ein paar Kartonschachteln standen. Sie waren nicht zugeklebt und so hob ich den Deckel einer Schachtel. Hmm.. das sieht von oben aus wie ein Empfänger, dacht ich mir. Und tatsächlich! Unter dem ganzen Gerümpel versteckte sich ein Edelstein aus den 70ziger Jahren! Der Kommunikationsempfänger Drake DSR-2 in neuwertigem Erhaltungszustand. Als Sahnehäubchen obendrauf, waren die originalen Manual und Serviceunterlagen auch in der Schachtel. Der Ladenbesitzer war so freundlich, und liess mich das Gerät kurz testen. Es liess sich einschalten, aber Empfang war dort drin nicht möglich. Ein gutes Zeichen war, beim berühren der Antennenbuchse stieg der Rauschpegel hörbar an. Ein Zeichen dafür, das der Empfänger noch funktionierte. Als Radiofreak konnte ich diese Perle nicht dort lassen und kaufte ihn.

Zuhause angekommen, musste das Gerät erstmal "auftauen". Es war Winter und draussen Bitterkalt. Nach zwei Stunden nahm ich des DSR-2 endlich in Betrieb. Was soll man dazu sagen, er funktioniert fast einwandfrei! Nach einer halben Stunde Aufwärmzeit, stellte ich fest, das die Frequenz um 200Hz daneben lag. Für AM ist das kein Problem. Für den SSB-Betrieb war das zu viel Abweichung. Das ist für so ein altes Gerät normal. Der Drake DSR-2 war zu diesem Zeitpunkt um die 50 Jahre alt! Nach Durchsicht des Servicemanuals versuchte ich die Frequenz zu kalibrieren. Leider gelang mir das nicht, weil der Regler schon am Anschlag war. So fragte ich einen befreundeten Techniker an, der sehr schnell den Fehler fand. Es musste lediglich ein kleiner Kondensator ersetzt werden. Nach dem Austausch des Kondensators konnte die Frequenz perfekt abgeglichen werden. Das S-Meter brauchte auch eine kleine Kalibrierung. Die Null-Position war nicht mehr korrekt. Die drei Frequenzschalter liessen sich ziemlich zäh bewegen. Nach Reinigung und Schmierung der Schalter, konnte man sie wieder mit normalem Kraftaufwand schalten.

Die wichtigsten Eckdaten des Drake DSR-2
-- Frequenzbereich 10KHz - 30MHz
-- Betriebsarten: AM, LSB, USB, ISB, CW, RTTY
-- RF-Tuner von 0.5-10MHz
-- Eingebauter Noiseblanker 
-- Frequenzanzeige mit Nixie-Röhren
-- Abstimmbarer & fixer BFO
-- AGC schnell und langsam & MGC
-- Quarzfilter für alle Betriebsarten 0.3KHz (CW)- 1.2KHz (CW) - 2.4KHz (LSB/USB) - 6KHz (AM)
-- Professionelle Bauweise
-- Masse: 14x34x38cm (HxBxT)
-- Gewicht: ca. 7.7kg

Der DSR-2, das Luxusmodell von Drake

Der DSR-2 wurde Mitte der 70iger Jahre in den Markt als "Laboratory Grade Professional Communications Receiver" eingeführt. Er kostete bei der Einführung um 3200 US-Dollar und war mit Abstand der teuerste Drake Empfänger. Nach heutiger Kaufkraft würde der DSR-2 um die 26'000 US-Dollar kosten!  Nur vermögende Klientel oder behördliche Institutionen konnten sich diesen Empfänger leisten. Zudem ist der DSR-2 sehr selten anzutreffen. Er ist eine Rarität.
Die Frontplatte ist sehr übersichtlich konzipiert worden und aus beige-grau eloxiertem  Aluminium. Darüber ist der eigentliche Blickfang, die Nixie-Röhren-Frequenzanzeige. Links davon ist das Signalstärke-Anzeigeinstrument.  Die Bedienknöpfe sind gross und von angenehmer Haptik. Besonders der Hauptabstimmknopf mit Fingermulde ist sehr gross und griffig. Auf der linken Seite sind die Drucktaster für die AGC, Noiseblanker und für den Standby. Damit bleibt der Empfänger eingeschaltet, wird aber stumm geschaltet und die Frequenzanzeige ist ausgeschaltet. Für die MGC (manuelle Verstärkungsregelung), lässt sich der RF-Gain Knopf rausziehen um den Pegel von Hand einstellen zu können. Der BFO-Knopf lässt sich ebenfalls rausziehen, um die Tonhöhe in der Betriebsart CW einstellen zu können.

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Ein Blick ins Innere

Der DSR-2 ist professionell aufgebaut. Alle Empfängermodule sind in separaten Abschirmgehäusen aus Aluminium untergebracht. Auch das Empfängergehäuse ist komplett aus Aluminium gefertigt und sehr robust. Gut zu erkennen sind die blauen Quarzfilter von Tyco.

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Auf Wellenjagd mit dem DSR-2

Der DSR-2 ist ein einfach zu bedienender Empfänger, wenn auch aufwändig. Konzeptbedingt, muss alle 100KHz der Abstimmbereich mittels Knopf geändert werden. Will man den 1-MHz oder 10MHz-Schritt machen, muss ebenfalls der entsprechende Knopf betätigt werden. Mit dem grossen Abstimmknopf kann nur in einem 100KHz-Bereich stufenlos abgestimmt werden. Wird das Ende dieses Bereiches erreicht, schaltet man die nächsten 100KHz höher oder runter.
Empfängt man im Frequenzbereich 0.5-10MHz, muss zusätzlich Hand angelegt werden. Dieser Bereich benötigt noch eine Feinabstimmung durch den "RF-Tune". Das ist eine Art Preselektor, der auf Maximum-Pegel eingestellt wird.
Der DSR-2 eignet sich daher nicht gut zum einfach mal "übers Band" kurbeln.
Die Empfangseigenschaften sind recht gut. Er empfängt ab 10KHz und ist empfindlich genug um SAQ auf 17,2KHz zu empfangen. Der Empfang unterhalb 0.5MHz hat aber einen Hacken. Wegen fehlender Vorselektion in diesem Bereich, machen sich Abends Intermodulationen um 300KHz herum bemerkbar. Das sind zumeist Mittelwellensender und auch Sender aus der Kurzwelle.
Ab der Mittelwelle kann der DSR-2 seine Qualitäten zeigen. Empfindlichkeit, Grosssignalverhalten und gute Trennschärfe des 6KHz-Quarzfilters für Rundfunkempfang können meistens überzeugen. Auf der Kurzwelle geht es weiter mit den guten Eigenschaften. Auch im Einseitenband-Empfang. Funkamateure und Utility-Sender können sehr gut mit ihm empfangen werden. Sogar bis ins 10m-Band. Auch hier ist der DSR-2 recht empfindlich und kann mit moderneren Empfängern mithalten.
Die gute Audio rundet letztendlich das Paket ab. Sie ist nicht Dumpf aber auch nicht zu Hell.

Fazit

Obwohl der Drake DSR-2 um die 50 Jahre alt ist, scheint er erstaunlich jung geblieben zu sein. Vor hochmodernen Empfängern, braucht er sich nicht zu verstecken mit seiner alten Technik. Denn sie funktioniert immer noch, und das sehr gut. Im Zeitalter der Software definierten Empfänger, bringt der DSR-2 etwas "alte frische" in den Shack. Es macht Spass mit so einem "Old School" Gerät  zu lauschen.

 

 

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