Reuter RDR-Pocket
An der
Amateurfunkmesse Hamradio 2016 in Friedrichshafen, zeigte Reuter
Elektronik erstmals ein Prototyp eines portablen SDR's mit
vollwertigem Spektrum Namens "RDR51- Pocket". Von aussen sah das
kleine Gerät viel versprechend aus. Massives Gehäuse, sauber
verarbeitet und schnellem Display. Dieses kleine Gerät zog viele
Besucher in seinen Bann. Dementsprechend gross war der Andrang am
kleinen Stand. Aufgrund dessen, entschied Burkhard Reuter den
"Pocket" zu bauen und in einer Kleinserie anzubieten. Burkhard
Reuter, der Inhaber von Reuter Elektronik, hatte sich ein hohes Ziel
gesetzt. Ein portabler Empfänger mit modernster SDR Technologie,
der auch hohen Ansprüchen gerecht werden sollte. Anfangs 2017 wurden
die ersten Geräte ausgeliefert.
Auspacken und Begutachtung
Um den Pocket in eine bequeme Arbeitsposition zu bringen, gibt es drei Möglichkeiten. Die erste Aufstellhilfe ist von Reuter Elektronik <Link>. Das ist eine gebogenes Acrylglas. Man setzt den Pocket einfach auf den kurzen Schenkel. Die zweite Variante stammt aus dem 3D Drucker eines findigen Funkamateurs. Die zwei Standfüsse werden einfach über die Schale des Pocket's geschoben. Diese Stands sind die kleinsten und eignen sich sehr gut für den portablen Einsatz. Diese passen gut in die Tasche des Pocket's. Die 3D-Datei kann hier runtergeladen werden. <Link> Die dritte Variante ist eine universelle Aufstellhilfe "Modell München" für viele portable Geräte. Sie ist erhältlich bei Wellenjagd. <Link> Kleiner Tipp an der Stelle: Beim Geräteständer von Reuter und von Wellenjagd empfehle ich den Pocket mittels Klettband an den Ständer zu befestigen. Dies verhindert das abrutschen des Gerätes. Selbstverständlich kann man das Gerät auch in der Hand halten...
Arbeiten mit dem Pocket
Der ungeübte Besitzer eines solchen Hightech- Gerätes sollte die Anleitung bereit halten. Denn ein
paar Funktionen müssen erst mal richtig verstanden werden, um die
Performance des Pocket's voll nutzen zu können. Man kann den Pocket
natürlich auch in der Standardeinstellung problemlos betreiben.
Wenn der Empfang ungestört ist, kann man zu den Zeitbasierten Betriebsarten wechseln. AM Sender können dann in "AM-E" gehört werden. Die Bandbreitenfilter haben flachere Filterflanken und klingen runder. Die Audio bekommt daher mehr Fülle und klingt wärmer. Auch für die Seitenbänder (LSBQ & USBQ) gibt es eigene Demodualtoren.
Mit dem Pocket unterwegs Wie der Name Pocket schon andeutet, passt der kleine gut in die Jackentasche. Um unterwegs Radio hören zu können, braucht man nur noch eine Teleskopantenne mit SMA-Anschluss. Sehr gut zum Pocket passt die Diamond SRH789. Der SMA- Anschluss dieser Teleskopantenne ist so konstruiert, dass sich die SMA- Verschraubung nicht von selbst löst, wenn man die Antenne dreht. Denn die SMA- Überwurfmutter ist freidrehend. Vorsicht beim Kauf der SRH789! Es gibt Fälschungen, bei denen die SMA- Überwurfmutter starr mit der Antenne verbunden ist. Nur das Original ist ihr Geld wert. Ist die Antenne angeschraubt, sollte man im Menu die Eingangsimpedanz auf "0Ohm" stellen, damit die volle Empfindlichkeit genutzt werden kann. Ich habe den Pocket auf einigen Spaziergängen mitgenommen und ihm auf den Zahn gefühlt. Der Empfang war weitgehend tadellos. Die befürchteten Störungen durch das Gerät selbst, hielten sich in Grenzen. Im Abstand von etwa 46KHz waren Peaks im Spektrum zu sehen. Diese Störungen wurden hauptsächlich vom Display erzeugt. Im Power Management- Dialog gibt es die Funktion " Spread Spectrum" die es ermöglicht, diese Störungen zu glätten. Das geht aber zu lasten des Grundrauschens. Dieses erhöht sich etwas. Richtig Spass macht der Pocket an einer leistungsfähigen Antenne. Beispielsweise mit einem Aktiven Dipol. Ich habe mir einen portablen Set in einem Köfferchen zusammengestellt für portablen Hardcore- Empfang. Das ganze ist in 5 Minuten aufgebaut. So kann ich weit ab von den häuslichen Störungen ferne und schwache Stationen geniessen. Die zwei eingebauten Akkus halten etwa 5 Stunden bei Kopfhörerbetrieb.
Die Audiovergleiche von VLF bis 30MHz Obwohl der Pocket für den portablen Einsatz konzipiert ist, kann man ihn problemlos an den Stationsantennen betreiben. Die üblichen Hobbyantennen verträgt er problemlos. Daher wurden die Audiovergleiche Zuhause im Shack gemacht, was auch bequemer war.
Der Pocket lässt sich ab 1KHz abstimmen. Empfang ist aber erst ab
9KHz möglich, weil die Antennen nicht so weit unten empfangen. Unten sind die Audiovergleiche zwischen dem Reuter Pocket und dem Winradio G33DDC Excalibur Pro. Um die Unterschiede rauszuhören ist das benützen eines Kopfhörers ein muss. Beide Geräte wurden mit den selben Einstellungen betrieben und wurden über den Antennenverteiler von Elad ASA-62 mit dem Antennensignal versorgt. Die Audio wurde über einen Audioumschalter mit der Aufnahmesoftware Audacity aufgenommen. Die Aufnahmen wurden nicht bearbeitet, nur auf die passende Länge zugeschnitten. Benutzte Antennen: Datong AD370 & Kreuzloop-RLA4E/2
Der Empfang der Alpha Signale auf 11.9KHz, 12.65KHz und 14.9KHz im Vergleich mit dem G33DDC Excalibur Pro. Empfangsantenne Datong AD370.
Die Audiovergleiche von Lang, Mittel und Kurzwelle wurden mit der Kreuzloop-RLA4E/2 gemacht.
Der Empfang auf UKW Mit dem Reuter Pocket kann man auch komfortabel UKW Radio hören. Er empfängt von 87 - 110MHz. Es stehen ihm acht Bandbreitenfilter zur Verfügung. Mit den "HQ" Filtern lässt es sich zudem sehr gut, stark einfallende Sender fast Rauschfrei geniessen. Mit der Funktion "Stereo- Wide" kann die Stereobasis auf das doppelte erweitert werden. Das verleiht der ohnehin schon gut klingenden Audio noch mehr Raumgefühl. Der RDS- Decoder arbeitet recht schnell und empfindlich. Er zeigt den PI-Code des Senders an, sowie Angaben zu fehlerhaften und vom Decoder korrigierten Blöcken an. Für UKW- Dx'er und Spezialisten eine interessante Sache! An einer Superdiskone empfängt der Pocket akzeptabel bis gut. Zeitweise übersteuert er etwas. Das macht sich bemerkbar durch die rot leuchtende Frequenzanzeige. Auch im Spektrum tauchen unerwünschte Peak's auf. Mit dem Dämpfungsglied lässt sich das in den Griff bekommen. Aktivantennen verträgt der UKW- Empfangsteil nicht. Am besten man gönnt ihm eine kleine passive Aussenantenne oder eine Teleskopantenne am Gerät selbst. Dann empfängt der UKW-Empfänger einwandfrei. Hat man die Antennengeschichte im Griff, ist sogar UKW- DX mit dem Pocket möglich. Mit seinen schmalen Bandbreitenfiltern ist es möglich, schwache Sender zwischen den dicken Brummern hörbar zu machen. Es gibt zwei Möglichkeiten das Spektrum darzustellen. Entweder normal, wo man die Sender im 100KHz Raster sehen kann, oder man kann es so einstellen, damit man die MPX (Multiplex) Signale darstellen kann. Letzteres funktioniert nur bei Sendern die in Stereo senden oder wenn auf Stereo geschaltet ist. DAB+ Empfang Nebst so vielen Features bietet der Pocket noch DAB+! Der Pocket empfängt das DAB Band III (170 - 240MHz). Das funktioniert nicht ganz gleich wie bei den herkömmlichen DAB+ Empfängern. In der getesteten Softwareversion V2B8, speichert der Pocket die Sender nicht dauerhaft ab. Beim Zugriff auf DAB+ wird immer ein Suchlauf ausgelöst und listet alle empfangbaren Sender in einer Liste auf. Diese Liste kann mit dem Scrollrad bewegt werden. Zum aufrufen des Sender wird einfach auf das entsprechende Feld getippt. Der Suchlauf dauert zwischen 30 Sekunden und einer Minute. Je nach dem wie viele Sender gefunden werden. Der Empfang klappt sehr gut. Die Wiedergabe ist absolut Rauschfrei. In der getesteten Softwareversion werden noch nicht alle Datenpakete verarbeitet. Bilder können noch nicht angezeigt werden. Text hingegen schon. Beim Suchlauf an der Superdiskone wurden 141 Sender gefunden. Mit der Teleskopantenne draussen im Freien, waren es noch 105 Sender. Nebst dem Sendernamen werden noch Daten des Ensembles und der Senderkennung mit angezeigt.
Recorderfunktion Das vorliegende Gerät verfügt über einen 8GB grossen Flashspeicher der für Audioaufnahmen genutzt werden kann. Dieser nimmt in 24bit Auflösung auf. Eine nützliche Sache, wenn man sehr schwache Sender loggen will und die Stationsnennung nicht mitbekommen hat. Diese können dann wiederholt abgespielt werden.
Fazit Ich hatte den Reuter Pocket über zwei Monate im Test. Er war mit dabei beim DX-Camp im Holzerbachtal bei Solingen und wurde dort an allen Antennen probiert. Auch Zuhause habe ich ihn intensiv betrieben und verglichen. Hauptsächlich mit dem Winradio G33DDC Excalibur Pro. Der Pocket vertrug die Hobby- üblichen Antennen problemlos. Ausser die NTi Megactiv 305 und die MiniWhip bereiteten ihm etwas Probleme. Diese Antennen verursachten kurzzeitige Übersteuerungen der ADC. Die Frequenzanzeige leuchtete ab und zu rot auf, hörbare Störungen oder erhöhtes Rauschen war aber nicht festzustellen. Die Empfangsunterschiede zum PC- gestützten Winradio waren minimal. Der Winradio hat eine etwas hellere Wiedergabe, die sehr schwache Signale ein klein wenig verständlicher machten. Die Performance die der kleine Pocket an den Tag gelegt hat, haben mich vollends überrascht und überzeugt! Hervorragende Empfindlichkeit, sehr geringes Rauschen, extreme Trennschärfe und eine fast unglaubliche Flexibilität in der Signalbearbeitung lassen fast keine Wünsche offen. Dazu kommt noch der UKW, DAB+ Empfang und die exzellente Verarbeitung. Was in der Testphase noch nicht funktionierte, war die Bluetooth- Funktion. Der Treiber war noch nicht verfügbar. Der erste portable Direct-Sampling SDR im Taschenformat mit der Leistung eines Semi- professionellen Empfängers. Der Reuter Pocket ist ein aussergewöhnliches Gerät! Dieses Gerätekonzept ist derzeit einzigartig auf dem Markt. Da kann man nur sagen: absolute Spitzenklasse! gepostet: 27.12.2017
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