NTi MegaDipol MD300DX
Die Antennen von NTi sind von der SWL- Szene nicht mehr wegzudenken. Die BoniWhip, MegaLoop ML200, MegActiv MA305 FT und andere sind Antennen, die sich in unserem Hobby bestens etabliert haben. So auch die MegaDipol MD300DX. Sie kam im Mai 2018 auf den Markt . Dennis Walter von Bonito stellte mir die MegaDipol für Tests und Vergleiche zur Verfügung.
Die MD300DX ist ein aktiver Dipol und eine sogenannte E-Feld Antenne. "E-Feld" bedeutet, sie reagiert hauptsächlich auf den elektrischen Teil des Elektromagnetischen Feldes. Im Gegensatz zu den unsymmetrischen Whip-Antennen und alle Antennen mit einem Strahler, ist die MD300DX eine symmetrische Empfangsantenne. Das hat mit ihrem zweiten Strahler zu tun, der ihr als Gegengewicht dient. Somit ist sie unabhängig von der Masseverbindung zur Erde. Meistens jedenfalls. Je nach Montage-Ort und lokalen Gegebenheiten, kann eine Masseverbindung sinnvoll sein. Es ist eine Sache des Probierens. Damit die MD300DX ihre Leistung entfalten kann, sollte sie möglichst ausserhalb des häuslichen Störnebels aufgebaut werden. Man sollte nach Möglichkeit mehrere Standorte ausprobieren. Danke an Bonito für die Bilder. Die MD300DX wird mit 2x 2.5m langen Strahlern ausgeliefert die aus Edelstahl- Drahtseil gefertigt sind. Sie lässt sich so an Bäumen oder nichtleitenden Masten flexibel anbringen. Der Hersteller empfiehlt die vertikale Installation, weil der Aktivdipol so Rundum-Empfang bietet und die volle Leistung liefert. Bei der empfohlenen vertikalen Installation, sind aber einige wichtige Faktoren zu beachten, die kaum einer weiss. Es ist unbedingt darauf zu achten, dass man keinen metallischen Masten verwendet. Das ist absolut wichtig bei der Verwendung von vertikal polarisierten, aktiven Dipolen. Verwendet man einen metallischen Masten mit einem kurzen Ausleger, entstehen zwischen den Strahlern und dem Masten Resonanzen und der Frequenzgang der Antenne wird Massgeblich gestört. Es kommt zu starken Pegelerhöhungen oder gar zu Signalauslöschungen. Ganz wichtig ist auch die Zuleitung zur Antenne. Die Koaxialkabel-Zuleitung muss mindestens 2m weit im rechten Winkel zu den Strahlern erfolgen. Sonst hat man die selben Effekte wie mit dem metallischen Masten. Bild unten: Vergleich zwischen einem horizontal und vertikal polarisiertem Aktivdipol an einem metallischen Masten mit einem 60cm langen Ausleger. Der horizontal montierte Aktivdipol (Datong AD370) zeigt einen sauberen Frequenzgang. Also keine Reaktion auf den Metallmasten. Der vertikal montierte Aktivdipol (MegaDipol) hingegen, reagiert heftig auf den Metallmasten. Abstand zum Metallmasten um die 70cm. Pegelerhöhungen und Signalauslöschungen sind die Folge.
Bild unten. Um die MD300DX vertikal betreiben zu können, muss sie an einem Kunststoff-Masten montiert werden. So wird ein vertikaler Aktivdipol korrekt aufgebaut.
Um meine Experimente und Vergleiche zu machen, baute ich die Verstärkerplatine der MD300DX in ein stabiles und grösseres Gehäuse ein, um starre Antennenstrahler verwenden zu können. Ich verwendete zwei 3m lange Teleskopantennen von Buddipole. Mit dieser Variante kann ich die Antenne problemlos vertikal wie auch horizontal an einem Masten betreiben. Auch kann die Strahlerlänge durch einschieben der Teleskopstäbe variiert werden.
Der Empfang mit der MD300DX (horizontal polarisiert) Die MD300DX wurde mehrere Wochen auf die Empfangsleistung hin getestet. Ich habe sie einige Zeit horizontal betrieben und mit der Datong AD370 verglichen. Wie unten auf dem Bild ersichtlich, ist die MD300DX deutlich grösser als die Datong AD370, die auf dem Ausleger hinten montiert ist. Die Empfangsleistung beider Antennen war über alles gesehen sehr ähnlich. Unterschiede ergaben sich hauptsächlich auf den unteren Frequenzen bis etwa 5Mhz. Bei entsprechender Ausrichtung der Antennen, waren die russischen Alphasignale auf 11.9,12.65 und 14.9KHz gut zu empfangen. Die Datong brachte die Signale sogar etwas stärker, dafür verrauschter. Im VLF, Langwellen und Mittelwellenbereich hatte die MD300DX die Nase deutlich vorne. Der Signal/Rauschabstand (SNR) war immer etwas besser als bei der Datong. Auf der Kurzwelle waren die Unterschiede gering. Die Antennen konnten nicht voneinander unterschieden werden. Erst ab ca. 16MHz konnte die MD300DX der Datong etwas davonziehen. Schwächste Signale, vor allem im 11m oder 10m Band kamen mit der MD300DX deutlicher stärker oder waren nur mit ihr zu hören. Auf der Verstärkerplatine hat es einen Jumper, mit dem man die Verstärkung um 3dB anheben kann. Die zusätzliche Verstärkung brachte jedoch keinen Vorteil. Diese ist eher für kurze Strahler gedacht.
Bild unten: Die drei Alphasignale empfangen mit der MD300DX horizontal polarisiert.
Der Empfang mit der MD300DX (vertikal polarisiert) Vertikal ausgerichtet und an einem Kunststoffmasten montiert, zündet die MD300DX den Empfangsturbo! Die Signalpegel, vor allem in den unteren Bändern, steigen bis zu 25dB an! Solch starke, fast brutale Pegel, verkraftet nicht jeder Empfänger. Billige Empfänger, allen voran die RTL-Sticks, sind mit dieser Antenne hoffnungslos überfordert. Sogar der Kiwi-SDR musste Federn lassen sowie der Airspy HF+ Discovery. Diese übersteuerten regelmässig in den Abendstunden. Nur der Winradio G33DDC, Elad FDM-S3 und der Rohde & Schwarz EK070 verkrafteten die starken Signale der MD300DX. Sehr interessant waren die Empfangserfolge im VLF-Bereich. Mit der MD300DX konnte das japanische Zeitzeichen JJY auf 40Khz sowie das chinesische Zeitzeichen PBC auf 68.5KHz hier in der Schweiz empfangen werden! Das war früher höchst selten. Dank dem sehr guten Signal/Rauschabstand (SNR) die die MD300DX liefert, sind diese Empfangserfolge hier fast täglich möglich. Weiter ging es auf der Langwelle. Island auf 207KHz war praktisch nur mit der MD300DX in vertikaler Polarisation hörbar. Auch meine drehbare Loop musste passen. Auf der Langwelle waren die Signalpegel sehr hoch. RTL auf 234KHz knallte hier zeitweise mit S9+50dB rein. Da gerät schon mancher Empfänger an seine Grenzen. Auf der Mittelwelle ging es im gleichen Takt weiter. Tagsüber konnte man gut Mittelwelle hören, weil nicht viele Stationen zu hören waren. Abends geht dann der Tanz los. Die Mittelwelle ist so voll von Sendern, die Kanäle mehrfach belegt und das mit sehr hohen Signalpegeln, das ein normales hören nicht möglich war. Für Hardcore DX'er ist das aber kein Problem. Auf 1130KHz konnte New York zeitweise aufgenommen werden. Viel mehr lag aber nicht drin, weil mein Standort für Amerika-Empfang auf Mittelwelle nicht mehr hergibt. Im Mittelwellenbereich ist die horizontal polarisierte Variante deutlich angenehmer. Auf der Kurzwelle ging es weiter mit den starken Signalpegel, war aber nicht mehr so extrem. Dennoch waren am Abend im 49m und 31m Band Stationen, die um S9+50dB brachten. Etwa 20dB mehr als bei der horizontalen Variante.
Die vertikale Polarisation bietet Rundum-Empfang. Das ist ein Vorteil, gleichzeitig aber auch ein Nachteil! Es lassen sich keine Störungen ausblenden. Bei der horizontalen Polarisation kann man die Antenne drehen und so gewisse Störer ausblenden. Wenn die MD300DX vertikal betrieben wird, sollte sie weit weg vom Haus stehen. Am besten auf freiem Feld. Die horizontale Polarisation ist diesbezüglich nicht so heikel. Das gilt aber für jeden Aktivdipol. Fazit: Die MegaDipol MD300DX ist sehr Empfangsstark! Wenn sie vertikal polarisiert betrieben wird, braucht es einen guten Empfänger der ihre Pegel verträgt. Mit ihr waren Empfänge möglich, die mir bis dahin nicht gelungen sind. Horizontal polarisiert ist sie eher verträglich mit Hobby- Empfängern. Aber das wichtigste ist der Signal-Rauschabstand (SNR). Dieses ist bei der MD300DX hervorragend. Das Geheimnis liegt in der geringen Verstärkung und an den extra langen Strahlern. Sehr empfehlenswert! Eine Top- Antenne! gepostet: 03.02.2021
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